Last Updated on 3. Februar 2025 by Marita

Alle sagen, du musst deinen Platz finden – aber was, wenn du ihn stattdessen erschaffen musst?

Lass mich dir zeigen, warum das für dich als neue Partnerin in der Patchworkfamilie den Unterschied macht.

In meinen Beratungen höre ich sehr häufig den Wunsch: „Ich möchte meinen Platz finden.“ Das Gefühl dazu kann ich sehr gut nachvollziehen: Sich richtig fühlen, irgendwo hingehören, an einem Platz sein, den einem keiner streitig macht, der klar definiert ist und von allen drumherum nicht in Frage gestellt wird.

Das Wort „finden“ klingt aber danach, dass man diesen Platz einfach so lange sucht, bis man ihn hat. Und genau das funktioniert in der Regel nicht. Denn: Diesen Platz gibt es nicht!

Es gibt keinen Platz für dich

Stell dir mal eine große Tafel vor (ich meine die Ess-Tafel, nicht das Whiteboard in der Schule!). Wie bei einer Feier ist alles herrlich gedeckt, auf jedem Platz ist eine gefaltete Serviette, die Tischmitte ist mit Blumen dekoriert – und auf jedem Platz prangt ein Namensschild. Jetzt stell dir vor, es kommen mehr Gäste als erwartet. Genauer gesagt: Du kommst dazu.

Du hast kein Namensschild. Es gibt kein Gedeck für dich und es ist auch keine Lücke mehr frei (und an den extra „Katzentisch“ setzt du dich auf keinen Fall!). Was tust du?

Eine typische Verhaltensweise ist es, bloß nicht zu viele Umstände zu machen, am besten gar nicht aufzufallen, und sich „erstmal“ irgendwo in eine Ecke zu stellen. Das ist absolut verständlich und passt zu unserer Erziehung, höflich und bescheiden zu sein. Schließlich wollen wir keinem anderen den Platz wegnehmen! Das würde ja auch nur zu Ärger und unschönen Diskussionen führen – eine unangenehme Situation für alle.

Das Problem daran ist: Die anderen Menschen im Raum gewöhnen sich daran. Nach einiger Zeit ist klar:

„Der Platz von der Dame ist dahinten in der Ecke zu stehen.“

Wenn dir der Platz in der Ecke nicht mehr gefällt (das hat er übrigens von Anfang an nicht – du wolltest nur höflich sein!), wirst du dich anfangen zu ärgern. Du fragst dich vielleicht, warum dich keiner an den Tisch einlädt. Du sagst dir, dass es unverschämt ist, einen Gast (also dich!) in der Ecke stehen zu lassen. Du ärgerst dich über die Ignoranz, die Respektlosigkeit oder die Dreistigkeit der Personen am Tisch – und vergisst dabei, dass du dich selbst in diese Ecke gestellt hast. Freiwillig. Ganz am Anfang der Party.

Aber warum sollte jemand jetzt davon ausgehen, dass es dir in der Ecke nicht (mehr) gefällt?

Aber es gibt einen Weg

Das heißt aber nicht, dass du keinen Platz haben kannst. Es bedeutet nur, dass du ihn nicht finden, sondern erschaffen musst.

Der erste Schritt ist, zu erkennen: Du hast das Recht, am Tisch zu sitzen – auf eine Weise, die für dich und die Familie passt.

Statt zu hoffen, dass irgendwann ein Stuhl frei wird oder jemand Platz macht, kannst du aktiv werden. Vielleicht rückst du einen Stuhl an den Tisch, auch wenn das bedeutet, dass die anderen ein bisschen zusammenrücken müssen. Vielleicht sprichst du offen darüber, was du brauchst, um dich wohlzufühlen. Es mag sich erst unangenehm anfühlen, aber es ist der einzige Weg, um wirklich Teil der Familie zu werden.

Denn hier ist die Wahrheit: Die anderen wissen oft nicht, wie sie dich einbinden sollen. Gerade in Patchworkfamilien gibt es so viele unausgesprochene Regeln und alte Gewohnheiten, dass sie einfach nicht darüber nachdenken. Es liegt nicht daran, dass sie dich nicht wollen – sondern daran, dass sie es nicht gewohnt sind, dich am Tisch zu sehen.

Und genau deshalb ist es so wichtig, dass du deinen Platz aktiv erschaffst. Nicht, indem du anderen etwas wegnimmst, sondern indem du deinen eigenen Raum gestaltest.

Wie du deinen Platz erschaffen kannst

Hier sind konkrete Schritte, die dir helfen können, deinen Platz in der Patchworkfamilie zu erschaffen – statt darauf zu warten, dass er sich von selbst ergibt:

Akzeptiere, dass es keinen fertigen Platz gibt

Der erste Schritt ist, die Realität anzuerkennen: Es gibt keinen vorgefertigten Platz für dich, weil du Teil eines neuen Systems wirst, das sich erst entwickeln muss. Das ist keine persönliche Ablehnung, sondern eine natürliche Dynamik in Patchworkfamilien.

Werde dir über deinen Wunsch-Platz klar

Frage dich selbst: Was bedeutet „mein Platz“ für mich? Welche Erwartungen habe ich an mich selbst in dieser Rolle? Was wünsche ich mir von den anderen Familienmitgliedern? Wie kann ich meine Wünsche konkret formulieren?

Die Dynamiken beobachten

Schau dir an, wie die bestehenden Beziehungen in der Familie funktionieren. Wo gibt es Lücken, die du sinnvoll füllen kannst, ohne dich aufzudrängen? Wenn die Kinder schon eine enge Verbindung mit ihrem Elternteil haben, kannst du dich darauf konzentrieren, eine eigene, entspannte Beziehung zu ihnen aufzubauen, anstatt zu versuchen, eine Art „Ersatz-Elternrolle“ einzunehmen.

Bring dich ein

Ein Platz wird durch Präsenz sichtbar – durch dein Tun und dein authentisches Verhalten. Nicht durch Zurückhaltung oder Warten auf Anerkennung. Übernimm eine kleine, wiederkehrende Aufgabe, die „deins“ ist. (z. B. das sonntägliche Frühstück organisieren). Gestalte einen Bereich im Zuhause mit (z. B. deinen eigenen Platz am Esstisch oder im Wohnzimmer). Sichtbare Gesten signalisieren: „Ich bin ein fester Teil dieser Familie.“

Gehe aktiv in die Gestaltung von Beziehungen

Nimm dir vor, aktiv Beziehungen zu gestalten – zu deinem Partner, den Kindern, und vielleicht sogar zur Ex-Partnerin. Beziehungen entwickeln sich nicht von alleine; sie brauchen Pflege und Initiative. Baue eine Beziehung zu den Kindern deines Partners auf, ohne sie zu erzwingen. Zeige Interesse an ihren Hobbys, höre ihnen zu und respektiere ihr Tempo. Nimm dir bewusst Zeit für Gespräche mit jedem Familienmitglied.

Entwickle eigene Rituale und Traditionen

Schaffe Gelegenheiten, bei denen du dich als festen Teil der Familie fühlst. Das kann ein wöchentliches gemeinsames Frühstück sein, ein besonderer Filmabend oder ein Ausflug, den du planst. Diese Momente geben euch gemeinsame Erlebnisse, auf die ihr später immer wieder zurückblicken und auf die ihr aufbauen könnt.

Setze Grenzen und bleib authentisch

Es ist wichtig, dass du nicht versuchst, es allen recht zu machen. Sei authentisch und setze klare Grenzen, wenn etwas für dich nicht passt. Das zeigt, dass du deinen Platz ernst nimmst. Ein eigener Platz entsteht auch durch die Klarheit darüber, was du akzeptierst und was nicht. Grenzen geben anderen Orientierung.

Übe Geduld und Selbstfürsorge

Das Erschaffen deines Platzes ist ein Prozess, kein einmaliges Ereignis. Es braucht Zeit, bis sich neue Rollen und Dynamiken einspielen. In der Zwischenzeit ist es wichtig, dass du gut für dich selbst sorgst. Suche dir auch außerhalb der Familie Unterstützung, z. B. in einer Facebook-Gruppe mit anderen „Bonusmüttern“ oder durch professionelle Beratung. Tipp: Setze dir kleine Zwischenziele. Feiere jeden Moment, in dem du dich authentisch eingebracht hast oder positives Feedback bekommst.

Sei flexibel und lass Raum für Entwicklung

Der Platz, den du heute erschaffst, wird sich im Laufe der Zeit verändern. Bleib offen für neue Möglichkeiten und passe dich an, wenn die Familie wächst und sich entwickelt.

Dein Platz in der Patchworkfamilie entsteht durch dich

Deinen Platz erschaffen bedeutet, aktiv zu werden, ohne zu drängen, und authentisch zu bleiben. Es geht um Eigeninitiative, Beobachtung, Beziehungsgestaltung und Kommunikation – alles Schritt für Schritt.

Entlastender Gedanke:

„Du bist kein Platzhalter, du bist ein Mensch mit einzigartigen Werten und Qualitäten. Dein Platz in der Patchworkfamilie entsteht durch dich – durch deine Entscheidungen und deine Geduld.“

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