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Last Updated on 3. Juli 2024 by Marita

Letztes Jahr habe ich geschrieben „Wie ich mich als Stiefmutter wirklich fühle“. Das ewige Auf und Ab, die nächste Welle. Heute kommen mir noch ein paar andere Bilder in den Sinn. Denn manchmal ist Patchwork wie…

Patchwork ist wie Stuttgart 21 – eine Baustelle, die nie abgeschlossen wird.

„Der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs ist das größte Bahnprojekt Deutschlands, verschlingt Milliarden und der Start wurde schon etliche Mal verschoben – nun auf Ende 2026.“ (Quelle Tagesschau)

Manchmal denke ich, dass ich selbst auf Deutschland größter Baustelle hocke. Von wegen „Es braucht sieben Jahren, bis im Patchwork jeder seinen Platz gefunden hat.“ Selbst nach 15 Jahren Patchwork, läuft hier noch nichts reibungslos. Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen und Unstimmigkeiten.

Dauerbaustelle Patchwork

Gerade als ich dachte, die Sommerferienplanung ist eingetütet, wird alles wieder auf den Kopf gestellt (egal, ob jetzt jemand was dafür kann oder nicht.)

Der Vergleich mit der Deutschen Bahn ist da sozusagen doppelt passend: Immer gibt es Verzögerungen im Betriebsablauf und nichts klappt planmäßig.

Patchwork ist wie ein Schachspiel, bei dem die Regeln ständig geändert werden.

Wenn mein Patenkind kurz davor ist, ein Spiel zu verlieren, erklärt er mir plötzlich neue Regeln. Bei einer 6 darf man nämlich nur dann nochmal würfeln, wenn drei Steine schon im Haus sind. „Letzte Karte“ sagen reicht nicht, sondern man muss dazu noch aufstehen – zack, Strafkarte. Aber in diesem Fall sogar drei Strafkarten, weil ja gerade Richtungswechsel war. Alles okay und zum Schmunzeln, denn der Kleine ist erst 5. Der darf das (bis sich für ihn auch die Regeln ändern ;))

Vielleicht ist Patchwork auch ein bisschen Glücksspiel… 😉

Patchwork fühlt sich so wie ein Schachspiel, bei dem die Regeln ständig geändert werden. Wie soll man da vernünftige Strategien entwickeln, um das Spiel zu gewinnen? Gerade wenn man denkt, man hat kapiert, wie der Hase läuft, kommt eine neue Regel um die Ecke.

Plötzlich geht Zugfahren nicht mehr, das Hobby muss unbedingt auf Freitag verlegt werden oder Homeoffice ist abgeschafft.  

Dann heißt es: „Zurück auf Los! Gehen sie direkt dort hin, ziehen sie keine 4.000,- DM ein.“

Patchwork ist wie ein Haufen Musiker, die ein Orchester sein wollen.

Letztes Wochenende war ich auf Chorfreizeit. Ich liebe es, gemeinsam mit anderen singen und aus Tönen Musik zu machen. An einem neuen Stück muss man aber lange fummeln, bis es groovt. Wenn jeder vor sich hinträllert, am schlimmsten noch in unterschiedlichen Tempi oder einen Viertelton zu tief, klingt es einfach nur Schrott. Das Abschlusskonzert hat für die ganzen Mühen der Proben dann schon entschädigt. Was für ein tolles Gefühl, Teil von einem Klangbild zu sein!

Im Patchwork kommt eine Horde von Solisten zusammen, die erst noch lernen müssen, ein Orchester zu sein. Kennst du das verschwommene Geräusch, wenn vor Konzertbeginn gestimmt wird? Da ist kein Takt und kein Rhythmus erkennbar. Jeder hat seine eigene Art und Weise, sein Instrument zu spielen und Dinge zu tun. Es dauert, bis da eine harmonische Zusammenarbeit und ein einheitlicher Klang entsteht.

Wenn jeder versucht, einfach nur lauter als die anderen zu tröten, entsteht keine Musik – nur Lärm!

Wie gut, wenn es einen Chorleiter gibt, der klar die Führung übernimmt. Das bringt mich zum nächsten Punkt:

Patchwork ist wie ein Konzert ohne Dirigent.

Okay, zugegeben, im Patchwork stellt sich oft schon jemand hin und will den anderen vorschreiben, wie es zu laufen hat (aus meiner Sicht ist das ja oft die Ex-Frau – aus ihrer Sicht vielleicht die Neue?!)

„Ein guter Dirigent muss in der Lage sein, klar zu kommunizieren, zu führen, technisch versiert zu sein und eine tiefe Leidenschaft für Musik zu haben. Mit diesen Fähigkeiten kann ein Dirigent ein Orchester oder eine Band leiten und ein harmonisches und kraftvolles Klangerlebnis schaffen, das das Publikum begeistert.“ sagt Blasmusik.digital, und die NZZ ergänzt: „Der Beruf des Dirigenten verlangt Autorität und Charisma – aber heute zählt auch Dialogfähigkeit. Mithin geht es auch einfach wie im richtigen Leben um Sympathie und das «Miteinanderkönnen» im Wechselspiel von Dirigent und Orchester.“

Das Orchester muss sich also auch führen lassen wollen!

Nur weil einer sich vorne hinstellt und mit dem Stock wedelt, wird aus einem Haufen Musiker noch kein Orchester. Für eine liebevolle Führung, braucht es Charisma und den Mut, klare Entscheidungen zu treffen oder zumindest den Hut aufzusetzen, um eine gemeinsame Planung anzustoßen. Wir würden am Wochenende vermutlich den ganzen Tag „chillen“ und „daddeln“, bis alle schlechte Laune haben und sich gegenseitig anzicken. Ohne eine klare Entscheidung endet der Tag in Frustration und Unzufriedenheit.

Die Frage ist jetzt nur noch, wer der Dirigent ist…

Patchwork ist wie ein Flickenteppich, der ständig ausfranst.

Es wurde schon viel zu oft bemüht: Das Bild von der fröhlich bunten Patchwork-Decke. Ein Quilt, warm und einladend, und in dem viele Geschichten und Erinnerungen verwoben sind. Jeder Flicken erzählt eine eigene Geschichte, und zusammen bieten sie Komfort und Geborgenheit. Blablabla!

Aus Resten etwas Neues schaffen – was wie das Credo des modernen Recyclings klingt, ist eine uralte Methode, die Menschen überall auf der Welt schon vor Tausenden von Jahren anwandten. Textilien waren nicht einfach herzustellen und kostbar. Jeder Lumpen oder Flicken wurde aufbewahrt und nach Möglichkeit wieder verwendet. So entstand die Kunst des Patchworks, die bis heute zu den beliebtesten Handarbeitstechniken gehört.

Patchwork: Was Du über diese Handarbeitstechnik wissen musst!
Hach, wie schön. Ein bunte, gemütliche, große Decke. „Patchwork“ eben!

(Das mit den Lumpen oder Flicken lass ich jetzt mal kommentarlos so stehen. ;))

Jaaa, das ist ein schönes Bild und ab und zu kann man gefühlt tatsächlich unter die kuschlige Decke schlüpfen. Wenn Weihnachten alle zusammen sind und dreimal Großeltern mitfeiern, wenn ich mit meinen „anderthalb“ Brüdern unterwegs bin oder wenn die (Halb)Geschwister miteinander spielen.

Aber oft ist Patchwork mehr wie ein Flickenteppich, der ständig ausfranst.

Kaum hat man eine Stelle repariert, geht an einer anderen etwas kaputt. Gerade wenn ich denk, dass wir endlich eine Routine gefunden habt, wirft uns etwas Unvorhergesehenes aus der Bahn.

Das geht von Umgangsvereinbarungen, über Schulwechsel bis hin zur Pubertät (nicht ganz unvorhersehbar, aber in den Details manchmal schon überraschend). Auf einmal hat die Ex eine neue Beziehung, dann ist dort plötzlich wieder Schluss. Die Sommerferienplanung steht – nee, wird doch wieder geändert. Außerdem möchte sie umziehen. Und nebenbei werden meine Töchter zu Teenies, die mit dem großen Bruder als Spielpartner am Wochenende nicht mehr viel anfangen können.

Es sind einfach viel mehr lose Enden als in einer klassischen Familie.

Patchwork ist wie eine Collage – aber im kreativ-chaotischen Erstellungsprozess.

Hast du ein Visionboard? Also eine Visualisierung von all den wunderbaren Dingen, die du dir wünschst und die dir ein gutes Gefühl geben? Ich liebe es, auf diese Art zu sortieren, was mir wichtig ist und worauf ich mich fokussieren möchte. Am Ende kommt ein kraftvolles Bild dabei heraus, das für Klarheit, Inspiration und Fröhlichkeit sorgt.

Mein Visionboard aus 2020

Während des Entstehungsprozesses ist es allerdings das totale (kreative) Chaos. Ein Haufen Zeitschrift, Schere, Kleber, Schnipsel und ausgeschnittene Wörter fliegen durcheinander.

Patchwork ist wie der Entstehungsprozess einer Collage, die aus vielen verschiedenen einzelnen Elementen besteht, die irgendwann mal zusammen ein harmonisches Ganzes ergeben (sollen).

Jedes Familienmitglied bringt seine eigenen Erfahrungen, Geschichten und Talente mit. Werte sind aus unterschiedlichen „Materialien“, die Farben, Muster und Schriftarten passen scheinbar gar nicht zusammen. Vor lauter Schnipselei sieht man weder den Boden noch das große Ganze und würde zwischenzeitlich am liebsten alles zusammenkehren und wegwerfen.

Der Weg ist das Ziel – und alle basteln mit.

Hab Geduld!

Irgendwann entsteht daraus etwas Einzigartiges und Wunderschönes (oder zumindest ein buntes Bild – unperfekte Kinderbasteleien können ja auch schön sein).

Wobei mir grad der Gedanke kommt: Vielleicht dauert der Entstehungsprozess auch einfach den Rest des Lebens an und es geht darum zu lernen, im Papierschnipsel-Chaos glücklich zu sein. Mal schauen!

Patchwork ist wie eine Platte Antipasti auf dem Buffet.

Manchmal fühlt sich Patchwork so an wie eine kalte Platte auf dem Buffet, bei der sich die einzelnen Zutaten nicht zu einem einheitlichen Ganzen vermischen, sondern jede für sich bleibt.

Und ich bin die Olive, die immer runterkullert und nie richtig an ihrem Platz bleibt.

Oder das letzte Gürkchen, das keiner mag.

(Okay, nicht immer, nur wenn ich einen echt schlechten Tag habe.)

Kennst du noch den alten Witz:
„Mach mal einen Satz mit Ei.“
„Am Sonntag habe ich Kuchen gegessen.“
„Und wo ist das Ei?“
„Na, im Kuchen natürlich!“

Ich würde mir so wünschen, dass wir ein Kuchen werden! Ein fröhlicher Teig ohne Klümpchen, der luftig-fluffig aufgegangen ist, mit Zuckerguss und bunten Streuseln oben drauf.

Puh, da kriege ich gleich Zahnschmerzen. So viel Süße und „happy-clappy-Geburtstags-Familiengefühl“ hält ja auch keiner aus. Irgendwie wird mir die kalte Platte vom Buffet gerade direkt doch wieder ganz sympathisch.

Patchwork ist wie ein Kaleidoskop, das sich ständig dreht und neue Muster bildet.

Als Kind hatte ich ein Kaleidoskop.

Von außen betrachtet eine simple Papprolle, aber wenn ich da durchgeguckt habe, war ich wie in einer anderen Welt.

Ein bisschen drehen, die Steinchen bewegen sich und schon entsteht ein ganz neues Bild, bei dem die Farben wieder neu gemischt sind.

Patchwork ist wie ein Kaleidoskop, das sich ständig dreht und neue Muster bildet.

Ich finde jedes meiner inneren Bilder passend – mal mehr, mal weniger.

Manchmal liebe ich den Klangteppich und das chaotische Durcheinander.

Manchmal schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen, weil ich den ganzen Bauschutt nicht mehr sehen kann und einfach endlich in Ruhe ins komplett fertig renovierte Haus einziehen will.

Dann fällt mir wieder ein, dass das Leben sich eben ständig wandelt. Jede Jahreszeit, jeder Lebensabschnitt hat seinen eigenen Charme.

Ich bin froh, dass die Kinder älter sind – und gleichzeitig genieße ich es, mit meinen klitzekleinen Patenkindern wieder von vorn anzufangen. Ich liebe es, mit dem Großen „echte“ Gespräche führen zu können.

Vieles hat sich schon zum Positiven verändert, manche Probleme sind neu dazugekommen. Bei manchen stecke ich gefühlt in der Sackgasse – was bei genauem Hingucken gar nicht stimmt.

Jeder Tag bringt neue Farben und Formen in mein Leben, die sich zu einem einzigartigen Gesamtbild fügen. Es ist faszinierend zu sehen, wie die verschiedenen Elemente ineinanderfließen und immer wieder neue Perspektiven eröffnen.

Denn eins stimmt auf jeden Fall: Patchworkfamilienleben wird niemals langweilig.

Wie ist Patchwork für dich?

  • Welches Bild entsteht vor deinem inneren Auge, wenn du an deine Patchworkfamilie denkst?
  • Ändert es sich an guten und an schlechten weniger guten Tagen?
  • Was ist deine Rolle in dem Bild?

Schreib es in den Kommentare!

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Das hat geklappt!

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