Es ist Samstagabend. Saskia sitzt am Küchentisch und denkt: „Bin ich hier eigentlich die Putzfrau – oder Teil einer Familie?“ Sie hat eingekauft, gekocht, die Wäsche gemacht. Die Kinder ihres Partners fragen zuerst sie, wann es Essen gibt. Gleichzeitig spürt sie: Eigentlich hat sie „nichts zu sagen“. Sie hat das Gefühl, ihre Rolle als Bonusmütter nicht gut auszufüllen.

Willkommen im Alltag vieler Bonusmütter! Diesen ständigen Spagat und Eiertanz kennst du wahrscheinlich auch nur zu gut. Während für Eltern Rechte und Pflichten juristisch geregelt sind, muss die neue Partnerin ihre Rolle selbst finden (oder sich kreieren!) – zwischen Erwartungen, eigenen Bedürfnissen und unausgesprochenen Regeln.

Viele Bonusmütter fühlen sich wie auf einem Tanz über rohen Eiern: Was darf ich? Was soll ich? Und was auf gar keinen Fall? In meiner Arbeit mit Patchworkfamilien habe ich 4 „Grundtypen“ von Bonusmüttern identifiziert.

Jede hat ihre eigene Herausforderung zu meistern, bringt aber auch individuelle Stärken dafür mit. Welche bist du?

Die Bonusmutter Rolle – warum sie so schwierig ist

  • Keine klare Definition: Bonusmutter zu sein bedeutet für jede Frau etwas anderes. Die einen möchten aktiv mitgestalten, andere bewusst Abstand halten.
  • Widersprüchliche Erwartungen: Während die Mutter erwartet, dass sich die „Neue“ raushält, wünschen sich manche Väter Entlastung. Kinder wiederum können Nähe suchen – oder ablehnend reagieren.
  • Freiwilligkeit statt Pflicht: Alles, was eine Bonusmutter tut, ist freiwillig. Aber sobald sie Verantwortung übernimmt, ist die Gefahr groß, dass dies stillschweigend selbstverständlich wird.

Vier Typen von Bonusmüttern – und wie sie ihre Rolle finden können

Aus vielen Gesprächen haben sich bestimmte Muster herauskristallisiert. Jeder Typ hat Stärken, aber auch Risiken. Wichtig ist, die eigene Rolle bewusst zu gestalten.

Natürlich sind diese vier Typen eine starke Vereinfachung. Kein Mensch lebt seine Rolle immer gleich, und die wenigsten Bonusmütter lassen sich eindeutig einer Kategorie zuordnen. Je nach Lebensphase, Beziehungssituation oder Alter der Kinder können sich Anteile verschieben oder mischen. Mal fühlen wir uns engagiert, mal abgegrenzt, mal überfordert. Diese Typologie ist deshalb kein Etikett, sondern eine Orientierungshilfe, um die eigene Rolle besser zu verstehen – und bewusst zu gestalten.

Die Engagierte

Die Engagierte lebt mit Herzblut und Einsatz. Sie kann für die Kinder eine wichtige Bezugsperson werden – solange sie ihre Energie nicht komplett verbrennt. Der Schlüssel liegt darin, Begeisterung und Verantwortung im Gleichgewicht zu halten.

Saskia sieht ihre Position so:
„Warum ist man nicht eine Familie, wo jeder den anderen unterstützt? Ich habe mit meinem Stiefsohn gelernt, ihn gepflegt, wenn er krank war. Ich verstehe nicht, wie man sich so raushalten kann.“

Bonusmutter Rolle "Die Engagierte": Sie lebt mit Herzblut und Einsatz - und kann nicht fassen, dass sie so wenig bewirken kann.
Die Engagierte lebt mit Herzblut und Einsatz – und kann nicht fassen, dass sie so wenig bewirken kann.

Stärken:

  • bringt Wärme, Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft mit
  • schafft schnell Nähe zu den Kindern
  • Partner spürt Unterstützung

Risiken:

  • Überlastung („alles bleibt an mir hängen“)
  • Enttäuschung, wenn Dankbarkeit ausbleibt
  • Vorwürfe der Mutter: „Sie mischt sich ein“

Tipps für die Engagierte:

  • Prüfe ehrlich: Was mache ich gerne, was mache ich nur aus Pflicht?
  • Vereinbare mit deinem Partner klare Zuständigkeiten (Hausaufgaben, Fahrdienste, Regeln).
  • Erwarte keine Dankbarkeit – tue es, weil du es wirklich willst.

Die Abgegrenzte

Die Abgegrenzte schützt sich, indem sie bewusst „Nein“ sagt. Das ist gesund, solange sie nicht in Gleichgültigkeit kippt. Sie bleibt stabil, wenn sie den Kindern zumindest Respekt und Interesse signalisiert – auch ohne große Verantwortung zu übernehmen.

Alena sagt ganz klar:
„Es ist nicht mein Kind. Also entscheide ich selbst, wie viel ich mich einbringe – und das bespreche ich mit meinem Partner, nicht mit seiner Ex.“

Bonusmutter Rolle "Die Abgegrenzte": Sie schützt sich, indem sie bewusst „Nein“ sagt. Manchmal fühlt sie sich deshalb aber "außen vor."
Die Abgegrenzte schützt sich, indem sie bewusst „Nein“ sagt. Manchmal fühlt sie sich deshalb aber „außen vor.“

Stärken:

  • wahrt die eigenen Grenzen
  • schützt die Paarbeziehung durch klare Fokussierung
  • bleibt innerlich stabiler

Risiken:

  • Gefahr, von außen als „gefühllos“ abgestempelt zu werden
  • mögliche Distanz zu den Kindern
  • Partner könnte sich alleingelassen fühlen

Tipps für die Abgegrenzte:

  • Kommuniziere deine Haltung offen: „Ich helfe gerne, aber die Verantwortung bleibt bei dir.“
  • Biete punktuell Unterstützung an, um Nähe entstehen zu lassen (z. B. gemeinsames Kochen, Ausflüge).
  • Zeige den Kindern Respekt – auch wenn du dich nicht intensiv einbringst.
  • Halte die Balance: Distanz ja, aber nicht völliger Rückzug.

Die Angepasste

Die Angepasste will alles richtig machen – und geht dabei oft über ihre Grenzen. Der wichtigste Schritt ist, sich selbst genauso wichtig zu nehmen wie Partner und Kinder. Nur so entkommt sie dem Hamsterrad aus Einsatz und Erschöpfung.

Yasmin beschreibt das Dilemma so:
„Man soll Bonuskinder wie die eigenen behandeln – aber wehe, man liebt sie dann wirklich. Pflichten darf man übernehmen, Rechte gibt es kaum. Ich fühle mich manchmal gefangen.“

Bonusmutter Rolle "Die Angepasste": Sie will alles richtig machen – und geht dabei oft über ihre Grenzen.
Die Angepasste will alles richtig machen – und geht dabei oft über ihre Grenzen.

Stärken:

  • großes Verantwortungsgefühl
  • echtes Engagement für das Gelingen der Familie
  • hohe Sensibilität für die Bedürfnisse aller

Risiken:

  • Dauerstress, weil Erwartungen widersprüchlich sind
  • Stiefmutter-Hamsterrad: Wunsch nach Wertschätzung → Enttäuschung → Rückzug/Abgrenzung → Schuldgefühle → Selbstzweifel und noch mehr Einsatz
  • Selbstaufgabe

Tipps für die Überforderte:

  • Definiere für dich selbst: Wo ist meine Grenze? Wo sage ich Stopp?
  • Nimm deine Bedürfnisse genauso ernst wie die der Kinder.
  • Hol dir Unterstützung (Freundinnen, Coaching, Austausch mit anderen Bonusmüttern).
  • Verabschiede dich von dem Anspruch, es „allen recht machen“ zu müssen.

Die Zerrissene

Die Zerrissene versucht, allen gerecht zu werden – und spürt die Zerrissenheit. Sie sitzt gefühlt immer zwischen den Stühlen und wartet auf klare Absprachen mit ihrem Partner schon in dem Bewusstsein, dass ihre eigenen Bedürfnisse genauso Gewicht haben (sollten) wie die der Kinder.

Marion sagt über ihren Prozess:
„Ich koche, mache Wäsche, kümmere mich. Aber Paarzeit ist genauso wichtig wie Familienzeit. Wenn plötzlich ein kinderfreies Wochenende gestrichen wird, gerate ich in Konflikt.“

Bonusmutter Rolle "Die Zerrissene": Sie versucht, allen gerecht zu werden – und sitzt gefühlt immer zwischen den Stühlen.
Die Zerrissene versucht, allen gerecht zu werden – und sitzt gefühlt immer zwischen den Stühlen.

Stärken:

  • reflektiert und lösungsorientiert
  • achtet sowohl auf die Beziehung als auch auf die Kinder
  • offen für Aushandlungen

Risiken:

  • ständige Zerrissenheit („Wer zieht diesmal den Kürzeren?“)
  • Gefahr, dass am Ende doch immer die eigenen Bedürfnisse hinten anstehen
  • unterschwellige Frustration

Tipps für die Suchende:

  • Plane bewusst Paarzeit ein und verteidige sie.
  • Entwickle Rituale mit den Kindern, die dir Freude machen – und verzichte bewusst auf Dinge, die dich nur belasten.
  • Kläre Absprachen mit deinem Partner, bevor spontane Änderungen von außen (Ex, Kinder) alles kippen.
  • Erinnere dich: Du bist Partnerin – nicht alleinige Organisatorin der Familie.

Der einzige Ausweg: Balance statt Perfektion

Sich einzubringen ist eine gute Sache. Auf sich selbst zu achten ebenso. Es gibt aber immer auch ein „Zuviel des Guten“. Wer sich ausschließlich zurücknimmt, verliert sich selbst. Wer sich nur abgrenzt, bleibt außen vor.

Eine gute Balance entsteht, wenn die Bedürfnisse aller gesehen werden: die der Kinder, die deines Partners, aber genauso deine eigenen. Wirklich tragfähig wird Patchwork dann, wenn du klar weißt, was du geben möchtest – und dir gleichzeitig erlaubst, deine Grenzen zu schützen. Im Kern geht es nicht darum, ob du dich viel oder wenig einbringst, sondern darum, wie stimmig sich deine Rolle für dich und die anderen anfühlt.

Ein Beispiel: Wenn dein Partner sein Kind spontan zu dir bringt, obwohl ihr eigentlich einen Paarabend geplant habt, darfst du sagen: „Ich freue mich (für dich?), dass er da ist – und gleichzeitig brauche ich unsere Zeit zu zweit. Lass uns eine Lösung finden, die für beide passt.“ Das ist kein Egoismus, sondern gesunde Abgrenzung.

Oder umgekehrt: Wenn dein Bonuskind traurig aus der Schule kommt und du gerade Feierabend genießen wolltest, kann es ein wertvolles Signal sein, dich in diesem Moment einzubringen – auch wenn es nicht „deine Pflicht“ ist. So spürt das Kind: Hier ist jemand, der mich sieht, auch wenn es nicht meine Mama ist.

Balance heißt: geben, ohne sich selbst aufzugeben – Grenzen setzen, ohne lieblos zu wirken.

Die Bonusmutter Rolle bewusst gestalten

Patchworkfamilien bestehen aus Menschen, die sich ihre Konstellation nicht ausgesucht haben. Umso wichtiger sind Respekt und Akzeptanz.

  • Die Mutter bleibt immer die Mama.
  • Alles, was die Bonusmutter tut, ist freiwillig – und ein Geschenk.
  • Balance, Abgrenzung und Selbstfürsorge sind keine Schwäche, sondern Voraussetzung für ein gutes Miteinander.

Eine Bonusmutter ist keine zweite Mutter und keine Haushaltshilfe. Sie ist Partnerin ihres Mannes, freiwillige Begleiterin seiner Kinder – und eine Frau mit eigenen Bedürfnissen, die Respekt verdient.

👉 Mein Tipp für dich: Wenn du dich in einem der Typen wiedererkennst oder merkst, dass du gerade zwischen den Extremen schwankst, bleib nicht allein damit. Sprich mit deinem Partner offen über deine Rolle, deine Grenzen und deine Wünsche.

Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst:
📩 Vereinbare ein erstes Gespräch mit mir – gemeinsam finden wir heraus, wie du deine Rolle als Bonusmutter so gestalten kannst, dass sie dir Kraft gibt, statt dich auszulaugen.

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