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Last Updated on 12. Januar 2023 by Marita

Neulich haben die Kinder im Garten gespielt. Auf der Abdeckung vom Sandkasten hatte sich durch den Regen eine Pfütze gebildet, in der man supergut Crocs als Schiffe schwimmen lassen konnte. Dabei stellten die Mädchen fest, dass die Plane sich bewegte, wenn man darauf tippte, mit dem Finger, mit dem Fuß. Was würde passieren, wenn man darauf sprang? Bevor ihr es selbst ausprobiert, verrate ich es euch. 

Es kam wie es kommen musste: jetzt ist die Abdeckung eingerissen, die Latten am Rand gesplittert, kurzum der Sandkasten kaputt. Die schöne Pfütze war dann übrigens auch verschwunden, woraufhin der Sandkasten jeglichen Reiz verlor – aber zum Glück schwammen die Crocs auch gut im Pool…

In diesem Moment kam der Papa dazu.

„Was ist denn hier los? Der Sandkasten ist kaputt. Aber das interessiert euch ja überhaupt nicht. Verdammt noch mal! Immer geht ihr so schlampig mit euren Sachen um. Dann kommt jetzt halt alles weg. Ich bin hier immer nur der Depp, der alles reparieren muss, und keiner dankt es mir! Und warum unterstützt du mich nicht? Sag doch auch mal was, aber nein, du hältst dich immer raus und dann bin ich hier der Böse. Wie sollen die Kinder denn Respekt und Verantwortung lernen, wenn dir das alles egal ist?“

Oh Mann, da sprach echt der Wolf! Dabei möchte er doch so gerne authentisch sein, von seinen Gefühlen und Bedürfnissen erzählen und eine gute Beziehung zu den Kindern aufbauen.

Im Gespräch hinterher konnte er sein Gefühl („frustriert“) und sein Bedürfnis („Wertschätzung“) benennen. Bilderbuchmäßig hätte er sagen sollen „Wenn ich die zerrissene Plane sehe, bin ich frustriert, weil mir wichtig ist, dass unsere Sachen mit Sorgfalt behandelt werden.“ oder auch „Ich habe letztes Wochenende viel an den Gartenspielzeugen repariert. Wenn ich den kaputten Sandkasten sehe, bin ich traurig, weil ich Wertschätzung brauche.“

Warum fällt es uns so schwer, unser Verhalten zu ändern, obwohl wir es mit dem Kopf längst verstanden haben und der Wille da ist, anders zu reagieren?

Ein Rucksack voller Glaubenssätze

In Erziehungsfragen greifen wir instinktiv auf das zurück, was wir selbst als Kinder gelernt und an unseren Eltern beobachtet haben. Gerade in stressigen und emotionalen Momenten ist der rationale Teil unseres Gehirn, der sich bewusst dazu entschlossen hat, es anders zu machen als die eigenen Eltern, blockiert, so dass wir auf die verinnerlichten Strategien zurückgreifen. Die Glaubenssätze, die in der frühen Kindheit in unser Unterbewusstsein eingepflanzt wurden, haben wir uns so stark zu eigen gemacht, dass es schwer ist, sie zu durchbrechen.

Sie sind aus der Verarbeitung einschneidender Erlebnisse oder Erfahrungen entstanden und bestimmen unser alltägliches Verhalten, unsere Haltung zum Leben und unser Denken.

Die meisten Menschen sind sich ihrer Glaubenssätze nicht bewusst. Sie halten ihre Gedanken und Werte für normal, auch wenn sie damit keine oder die falschen Ergebnisse erreichen.

Aber: Nur weil du etwas glaubst, muss es nicht auch wahr sein. Es ist nur eine mögliche Sicht der Dinge.

Darum heißen sie ja auch „Glaubens“sätze und nicht „Wahrheits“sätze.

Dennoch stellen diese Worte für die meisten von uns unverrückbare Tatsachen, mit denen wir es uns aber oft viel schwerer als nötig machen.

Das macht man nicht. Das geht doch nicht. Das muss man halt lernen.

Solche Formulierungen hindern uns daran, eigene Verantwortung zu übernehmen. 

Sage ich stattdessen „Ich möchte das nicht“, bleibe ich bei mir. Ich kann dann zu meinem Gefühl und Bedürfnis überleiten und anschließend den anderen um etwas bitten. Dadurch entsteht Beziehung, dadurch lernen Kinder, auf die Gefühle von anderen Rücksicht zu nehmen und allmählich durch Nachahmung auch, sich selbst authentisch auszudrücken.

Glaubenssätze hingegen schaden der Beziehung zu unseren Kindern, schlimmer noch, sie prägen sich wiederum in deren Unterbewusstsein ein und haben somit eine Auswirkung auf ihr Selbstbild und ihr gesamtes Leben.

Mit dieser Übung löst du deine Glaubenssätze auf

Es lohnt sich, die eigenen Glaubenssätze aufzudecken, damit sie nicht weiter als selbsterfüllende Prophezeihungen oder Wahrnehmungsfilter bestehen bleiben. Erst wenn du dir deiner persönlichen „vermeintlichen Überzeugungen“ bewusst bist, kannst du daran arbeiten, diese aufzulösen.

Wie findest du heraus, welche negativen limitierenden Gedanken du mit dir herumträgst?

  • Schütte einmal deinen mentalen Rucksack aus: Was purzelt dir an „Man muss…“, „Jeder sollte…“, „Grundsätzlich…“ entgegen? Schreibe alle Sätze auf.
  • Danach überleg weiter, welche Prägungen du als Kind erhalten hast. „Mein Vater sagte immer…“, „Der wichtigste Satz meiner Kindheit…“, „Mathe ist einfach nicht mein Ding“, „Ich bin zu dick, deshalb findet mich niemand attraktiv“, „Ich habe einfach kein Glück“.
  • Auch Sprichwörter können zu persönlichen Glaubenssätzen werden. Was glaubst du: „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“?
  • Jetzt schau dir jede dieser Aussagen einmal ganz in Ruhe an und frag dich, ob du das auch heute noch so sehen möchtest. Dient der Satz dazu, dein Leben leichter zu machen? Ist er geeignet, dich glücklich und zufrieden zu machen? 
  • Es kann gut sein, dass du positive Glaubenssätze entdeckst, die dich beflügeln, bestärken und darin unterstützen, dein Fähigkeiten auszuleben (z.B. „Sport liegt mir einfach.“) “Hinterfragen” heißt also nicht gleich “aufgeben”.
  • Wenn du aber merkst, dass dir Aussagen nicht gut tun, taste dich langsam heran: Wie könnte eine andere Meinung dazu aussehen? Wie könnte eine Situation aussehen, in der das nicht zutrifft? Gibt es einen Ort der Welt, eine Epoche oder Gesellschaftsform, in der diese Aussage nicht zutrifft? Warum? Welche (gegenteilige?) Aussage könnte dort gelten? Wie würde ich mich mit der gegenteiligen Aussage fühlen?

Ein Wort zum Schluss: Sei nicht zu hart zu dir selbst! Du bist auf dem richtigen Weg! Was sich in vielen Jahren tief bei dir eingegraben hat, ist nicht „mal eben“ aufzulösen.

„Das kann ich nicht glauben!“, sagte Alice.„Nein?“, sagte die Königin mitleidig. „Versuch es noch einmal: Tief Luft holen, Augen zu…“ Alice lachte. „Ich brauche es gar nicht zu versuchen“, sagte sie. „Etwas Unmögliches kann man nicht glauben.“

„Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben“, sagte die Königin. „In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet. Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.“

aus: „Alice hinter den Spiegeln“ von Lewis Carroll

Welche Glaubenssätze hast du im Gepäck? Gibt es einen, an dem du arbeiten möchtest, um ihn bewusst zu durchbrechen und nicht an deine Kinder weiterzugeben? Indem du mit anderen darüber sprichst, erhöhst du die Erfolgsquote 🙂 Schreib mir gern im Kommentar.

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