Kennst du die 9-Minuten Regel? Neulich habe ich in einem Podcast davon gehört – und es hat klick gemacht! Warum gerade im Patchwork dieses Wissen Gold wert ist und wie du sie sofort und ohne großen Aufwand in deinen Alltag integrierst, erfährst du jetzt.
Die 9-Minuten-Regel in 6 Minuten erklärt
Dominik Spenst, Autor der 6-Minuten-Tagebücher, fasst die wissenschaftlichen Hintergründe der 9-Minuten-Regel super zusmamen. Hör gern mal rein (den Podcast kann ich auch sehr empfehlen!)
Was ist die 9-Minuten-Regel?
Die 9-Minuten-Regel besagt: Wenn wir an drei Schlüsselmomenten des Tages jeweils drei Minuten bewusst präsent sind – dann hat das einen riesigen Effekt auf die Beziehungsqualität.
Diese drei Momente sind:
- Die ersten 3 Minuten nach dem Aufwachen
- Die ersten 3 Minuten beim Wiedersehen nach Arbeit, Schule oder Kita
- Die letzten 3 Minuten vor dem Einschlafen
Das bedeutet, wenn wir diese dreimal drei Minuten bewusst gestalten, können wir damit viel bewirken. Warum ist das so? Das zeigt ein Blick auf die neurobiologischen Hintergründe:
Die ersten 3 Minuten am Morgen – „Wie starte ich in den Tag?“
- Direkt nach dem Aufwachen befindet sich das Gehirn im Übergang vom Alpha- zum Beta-Zustand – eine Phase, in der wir noch besonders sensibel für emotionale Eindrücke sind.
- Ein liebevoller Start vermittelt: „Ich bin sicher. Ich bin willkommen.“
- Das aktiviert das Belohnungssystem (v. a. Dopamin) und legt den Ton für den ganzen Tag.

Die ersten 3 Minuten beim Wiedersehen – „Bin ich dir wichtig?“
- Das Wiedersehen nach Trennung – sei sie kurz (wie nach der Schule) oder lang (wie zum Umgangswochenende alle 14 Tage) – ist ein emotional aufgeladener Moment.
- Unser Gehirn sucht in Sekunden nach Zeichen von Verbindung oder Ablehnung.
- Ein echtes „Schön, dass du da bist“ beruhigt das Bindungssystem (Oxytocin-Ausschüttung), reduziert Stress (Cortisol sinkt) und stärkt das Sicherheitsgefühl – besonders wichtig in Patchwork-Situationen mit Trennungserfahrungen.

Die letzten 3 Minuten am Abend – „Wie gehe ich ins Unbewusste?“
- Vor dem Einschlafen schaltet das Gehirn zurück in Alpha-Wellen, die wieder besonders empfänglich für emotionale Signale sind.
- Gefühle aus dieser Phase werden besonders gut emotional gespeichert.
- Ein liebevoller Abschluss des Tages fördert emotionale Sicherheit, senkt den Stresspegel und verbessert sogar die Schlafqualität.
Wiederkehrende, positive Interaktionen in diesen Schlüsselmomenten fördern langfristig Vertrauen, Bindung und emotionale Resilienz. Sie helfen dabei, Beziehungssicherheit aufzubauen, gerade in Patchwork-Konstellationen, wo das Fundament oft wackeliger ist. Sie senden dem Gehirn die Botschaft: „Ich bin nicht allein. Ich bin gesehen.“ Voll schön – und voll schwierig!

9-Minuten-Regel im Patchwork: Wenn Nähe zur Konkurrenz wird
Natürlich ist es mega schön, wenn wir Kindern durch dreimal drei Minuten viel Liebe, Geborgenheit und Sicherheit schenken können. Gerade wenn die Kinder nicht immer da sind, wie eben im Patchwork, können diese Zeitfenster einen enormen Unterschied machen. Wenn du also weißt, wie wichtig gerade diese neun Minuten sind, fällt es dir vielleicht leichter zu akzeptieren, wenn dein Partner sich als Papa gerade da Zeit nimmt.
Mein Aha-Effekt beim Podcasthören war aber die folgende Erkenntnis:
Im Patchwork sorgen genau diese Zeitfenster für den meisten emotionalen Stress!

Ganz viele Bonusmütter in meinen Beratungsgespräche beschweren sich gerade über diese Zeiten:
- Morgens wird mit den Kindern gekuschelt – und der gemeinsame Kaffee mit dem Partner fällt weg.
- Nachmittags wird sie beim Heimkommen kaum beachtet, weil alle Aufmerksamkeit dem Kind gilt.
- Abends bleibt sie mit dem Glas Wein allein auf dem Sofa sitzen, während der Partner oben bei der Gute-Nacht-Geschichte einschläft.
Was für das Kind ein wichtiger Bindungsmoment ist, fühlt sich für die Bonusmutter oft an wie: „Ich bin abgemeldet.“
Denn: Nicht nur die Kinder brauchen diese 9 Minuten – auch für die Paarbeziehung sind genau diese Zeitfenster enorm wertvoll!
3 × 3 Minuten Paarzeit – das geht auch im Patchwork!
Das Tolle ist ja, dass es sich gar nicht ausschließen muss. Die Devise lautet nicht „Entweder Kind oder Partner“, sondern: bewusst beide. Nur eben nicht gleichzeitig.
Denn es braucht eben keine Stunden, um Nähe in der Paarbeziehung zu spüren, sondern – wie wir gerade gelernt haben – 9 Minuten. Auch im Patchwork lässt sich die 9-Minuten-Regel leicht so erweitern, dass alle bekommen, was sie brauchen – Kinder und Partnerin.
- Morgens: Bevor der Trubel losgeht – in den Arm nehmen, Küsschen, ein liebevoller Blick, ein „Ich liebe dich“. Das zeigt: Ich sehe dich, auch wenn mein Kind jetzt da ist und ich ihm Aufmerksamkeit schenken möchte.
- Nachmittags: Wenn einer von euch nach Hause kommt – kurz das Spiel unterbrechen, zur Tür gehen, begrüßen. Drei Minuten bewusst da sein, vielleicht einen Kaffee trinken. Das ist auch ein Vorleben von Wertschätzung (Hallo sagen fällt vielen Bonuskindern ja auch nicht immer leicht ;))
- Abends: Erst das Kind ins Bett bringen, dann runtergehen und sich für drei Minuten bewusst einander zuwenden – bevor Netflix oder Müdigkeit übernehmen.
Es ist keine Frage der Zeit, sondern der Priorität. Drei Minuten kosten fast nichts – aber sie schenken Verbindung, Sicherheit und Wir-Gefühl.

9 Minuten für ein entspanntes Patchworkleben
Es ist eine bewusste Entscheidung, die jeder treffen kann und sollte. Nach kurzer Zeit wird daraus ein Ritual, das natürlich passiert und keine Anstrengung mehr kostet.
Gerade in Patchworkfamilien, wo Nähe und Sicherheit nicht selbstverständlich wachsen, sind diese neun Minuten am Tag wie kleine Brücken – von Papa zu Kind, von dir zu deinem Bonuskind, von deinem Partner zu dir, von Herz zu Herz.
Ich prophezeie jetzt mal: Wenn die Kinder ihre 9 Minuten bekommen, fühlen sie sich so sicher und geliebt, dass sie auch einsehen, wenn sich der Papa diese paar Minuten Zeit für dich nimmt!
Mehr Tipps für Paarzeit bekommst du hier: 25 Ideen für Patchwork-Paare, die auch am Kinder-Wochenende funktionieren.
Denn: Paarzeit ist kein To-Do – es ist ein Must-Have!
Schreib mir in die Kommentare, wie ihr die 9-Minuten-Regel in eurer Patchworkfamilie umsetzt – und was sich dadurch verändert hat!