Last Updated on 31. März 2022 by Marita
- Du hast doch vorher gewusst, dass er ein Kind hat.
- Das musst du halt machen.
- Steck doch zurück, du bist doch die Erwachsene.
- Das ist doch noch ein Kind. Du musst das verstehen.
- Du musst ihn unterstützen.
- Dafür musst du Verständnis haben.
- Du musst dich vor allen Dingen um das Kind kümmern.
Alles Sprüche aus dem Bullshit-Bingo für Stiefmütter.
Als Stiefmutter bekommst du viele Aufgaben und Pflichten aufgedrückt. Andererseits wirst du aber nicht in Entscheidungen einbezogen. Da soll man dann die Größe haben, zurückzustecken und sich nicht aufzudrängen.
Wie kannst du souverän auf Vorwürfe reagieren?
Als Stiefmutter kriegst du viel ab.
Oft höre ich:
Mein Partner lässt zu viel durchgehen. Aber wenn ich das anspreche, bin ich „die Böse“. Ich soll Verständnis zeigen.
Typischerweise gehen wir in den Gegenangriff:
„Du bist ja selbst nicht besser. Guck Dir doch mal Deine Kinder an!“
Oder nehmen und den Vorwurf zu Herzen.
„Oh ja, stimmt! Ich müsste mich noch mehr anstrengen und mich noch mehr einbringen.“
Beides ist nicht gesund!
Lies dazu auch „Du bist nicht kritikfähig!“ – Wie gehe ich wertschätzend mit Vorwürfen um?
Du entscheidest, wie du etwas auffasst
Bei der Sprache gibt es zwei Richtungen: Das Sprechen und das Hören.
Wir glauben, Hören sei ein passiver Vorgang. Der andere sagt etwas und du kannst nichts dagegen tun.
Du kannst aber selbst entscheiden, wie Du etwas hörst!
Dafür musst du innehalten – sonst rutschst du in die automatischen Verhaltensweisen von oben. Die hast du schließlich jahrelang antrainiert.
Zwei neue Möglichkeiten, auf einen Vorwurf zu reagieren
Ein Beispiel. Dein Partner sagt:
„Du musst mich mehr unterstützen! Kannst Du nicht einmal ein bisschen Verständnis zeigen?“
Die klassischen Reaktionen sind
- Verteidigung: „Du zeigst ja selber kein Verständnis!“
- Oder du gibst dir selbst die Schuld: „Ja, ich hätte mich mehr anstrengen können.“
Alternativ kannst du ein Bedürfnis hinter dem Vorwurf heraushören:
- „Du bist wohl gerade echt unter Druck. Kann es sein, dass Du Dir da gerade mehr Unterstützung wünschst?“
Somit gibst du dem anderen Empathie. Du benennst sein Bedürfnis und sein Gefühl. Er fühlt sich gesehen und wahrgenommen. Dadurch kommt er selbst aus dieser vorwurfsvollen, harten Haltung heraus. - Du kannst natürlich auch von Dir selbst sprechen. Das kann laut oder auch erstmal innerlich stattfinden.
Warum regt Dich das denn so auf? Welches Bedürfnis steckt dahinter.
„Ich merke gerade, ich bin total erschöpft, weil ich mir selber auch wünsche, mal gesehen zu werden. Oder Anerkennung für das zu bekommen, was ich die ganze Zeit schon leiste.“ Dann verbindest Du Dich mit Deinem Bedürfnis. Das gibt Dir wieder die Kraft.
Ich will keine Vorwürfe machen. Wie kann ich meine Anliegen ausdrücken?
Du möchtest keine Vorwürfe machen. Trotzdem willst du auch nicht nichts sagen und alles durchgehen lassen. Dann empfehle ich, dein Anliegen in 4 Schritten auszudrücken:
- Was hast Du gesehen? Die Kinder stehen beim Essen auf und rennen durch die Gegend.
- Wie fühlst du dich? Ich ärgere mich, bin wütend oder traurig.
- Welches Bedürfnis steckt dahinter? Gemeinschaft, Leichtigkeit und Struktur.
- Worum möchtest du bitten? Dass sie sich wieder hinsetzen.
„Ich merke gerade, dass mich das stört, weil mir wichtig ist, dass wir eine Gemeinschaft haben. Könnt ihr euch bitte hinsetzen.“
Zusammenfassung
Du hast die Entscheidungsgewalt darüber, wie Du etwas hörst.
Du bist nicht das Opfer, wenn Du einen Vorwurf bekommst, sondern Du kannst entscheiden.
Entscheide ich mich dafür, hinter das Bedürfnis von demjenigen, der mir den Vorwurf macht, zu schauen? Oder schaue ich zuerst mein eigenes Bedürfnis an?