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Last Updated on 26. April 2022 by Marita

Werte begleiten uns unser Leben lang. Sie beeinflussen unser Tun und Sein. Wir bekamen sie vorgelebt, haben sie verinnerlicht und geben sie bewusst oder unbewusst an unsere Kinder weiter. Sie sind so tief in uns verankert, dass wir sie oft nicht im Bewusstsein haben.

Werte sind die Grundlage für das Zusammenleben in jeder Familie. Sie bestimmen Deine Handlungen, gerade in Situationen, die Dich herausfordern. Deshalb ist es empfehlenswert, sich diese bewusst zu machen.

Wir alle treffen ständig Entscheidungen, die unsere Werte widerspiegeln. Unsere Werte sind nicht das, was wir uns in aller Ruhe abends im Bett überlegen. Sondern unsere Werte sind das, was wir dann tun. Darin drücken sich unsere Werte aus. Sie zeigen sich in Deinen alltäglichen Entscheidungen und Handlungen. Wenn Du herausfinden willst, warum Du so handelst wie Du handelst, lohnt sich ein Blick auf das, was dahinter liegt.

Erst wenn unsere Werte herausgefordert werden, wird es interessant. In Situationen, die für Dich ganz normal sind, fragst Du Dich nicht, welche Werte dahinterstecken. Das passiert immer erst dann, wenn es schwierig wird oder wenn es Konflikte gibt. Patchworkfamilien sind eine große Möglichkeit für persönliches Wachstum, denn hier prallen oft unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander. Die Antworten sind immer ganz persönlich und individuell. Was Deine Wahrheit ist, zeigt sich darin, wie Du in einer Situation handelst. Da gibt es kein allgemeines Richtig oder Falsch. In diesem Artikel findest Du die Grundlagen und eine Liste von Wertdefinitionen.

Der Hengst, die Kuh und die Fohlen dazu

Die unterschiedlichen Werte in Patchworkfamilien werden an einer Geschichte deutlich: Ein Hengst hatte bis jetzt eine Familie mit einer Stute und ein paar Fohlen. Als die beiden sich nicht mehr verstanden haben, ist die Stute mit den Fohlen eine Weide weiter gezogen. Der Hengst hat sich in der Zwischenzeit in eine Kuhdame verliebt. Die Kuh steht auf ihrer Weide, gibt Milch, frisst Gras, wird gemolken, und verbringt einen großen Teil ihrer Zeit mit Wiederkäuen. Der Hengst steht daneben, mittlerweile teilen sie sich ihre Weide und sind zusammengezogen. Jetzt kommen die Fohlen vom Hengst und hüpfen um die Kuh herum. Die Kuh findet das nicht so toll. Die Fohlen sind wild und springen über den Klee, den die Kuh essen will. 

Ein Fohlen springt wild über die Weide.

In jeder (Tier)Familie gibt es bestimmte Werte. Schon als die jetzigen ausgewachsenen Tiere noch klein waren, in ihren Kernfamilien von früher sozusagen, wurden ihnen gewisse Dinge vermittelt, die wichtig sind. Im Falle der Pferde könnte das sein: “Du musst Dich tagsüber viel bewegen und austoben, Du musst Deine Muskeln bewegen. Das ist wichtig, damit Du groß und stark wirst und ausdauernd über die Felder traben kannst.” 

Im Falle der Kuh sind das ganz andere Werte. “Es ist wichtig, dass Du in Ruhe Deine Mahlzeiten einnimmst, denn nur dann kannst Du aus dem Gras die Nährstoffe rausholen, um gute Milch zu geben.” Die Werte unterscheiden sich fundamental. Man kann nicht sagen, das eine ist besser als das andere, das eine ist richtig und das andere falsch. Sondern in dem Umfeld, in dem man aufwächst, gibt es bestimmte Werte.

Wenn die Kuh denkt, ihre Werte sind die einzig richtigen, und so muss das laufen, sagt sie vermutlich zu den Fohlen die ganze Zeit: “Verdammt nochmal, jetzt setz dich doch mal hin!” Das Fohlen möchte das nicht, und dann gibt es einen Konflikt. Das passiert so häufig, dass der Hengst sagt: “Was hast du meinen Fohlen zu erzählen? Ich weiß schon, was gut für sie ist.” oder auch “Ich weiß gar nicht, was du hast. Während sie fressen, sind sie doch ruhig. Das ist ja schon ein bisschen übertrieben, wie du das siehst.” Darin ist wieder diese Bewertung von richtig und falsch. 

Die Kuhdame hat andere Werte als ein Pferd.

Ein hilfreicher Ausgangspunkt zur Beschäftigung mit Deinen Werten kann auch der Blick in die eigene Kindheit sein. 

“Das macht man nicht.”, “Das geht doch nicht.”, “Das muss man halt lernen.”

In Erziehungsfragen greifen wir instinktiv auf das zurück, was wir selbst als Kinder gelernt und an unseren Eltern beobachtet haben. Gerade in stressigen und emotionalen Momenten ist der rationale Teil unseres Gehirn, der sich bewusst dazu entschlossen hat, es anders zu machen als die eigenen Eltern, blockiert, so dass wir automatisch die verinnerlichten Strategien abspulen. Die Sätze, die in der frühen Kindheit in unser Unterbewusstsein eingepflanzt wurden, haben wir uns so stark zu eigen gemacht, dass es schwer ist, sie zu durchbrechen. Sie sind aus der Verarbeitung einschneidender Erlebnisse oder Erfahrungen entstanden und bestimmen unser alltägliches Verhalten, unsere Haltung zum Leben und unser Denken.

Pauschale Formulierungen hindern uns daran, eigene Verantwortung zu übernehmen. Sage ich stattdessen “Ich möchte das nicht”, bleibe ich bei mir. Alte Überzeugungen legen wir nicht so leicht ab. Wir können sie uns aber wenigstens bewusst machen, damit wir besser verstehen, warum wir in bestimmten Situationen außergewöhnlich heftig reagieren. 

Übung: Deine persönlichen Werte

Schütte einmal deinen mentalen Rucksack aus: Was purzelt dir an “Man muss…”, “Jeder sollte…”, “Grundsätzlich…” entgegen? Schreibe alle Sätze auf. Danach überleg weiter, welche Prägungen du als Kind erhalten hast. “Mein Vater sagte immer…”, “Der wichtigste Satz meiner Kindheit…”, “Mathe ist einfach nicht mein Ding”, “Ich bin zu dick, deshalb findet mich niemand attraktiv”, “Ich habe einfach kein Glück”. Auch Sprichwörter können zu persönlichen Glaubenssätzen werden. Was glaubst du: “Jeder ist seines Glückes Schmied” oder “Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach”?

  • Worauf legst Du in deinem Familienleben, in deinen Beziehungen zu anderen Menschen und in der Erziehung Deines (Bonus)kindes wert? 
  • Woran merkst Du in Deinem Verhalten, dass Dir diese Werte wichtig sind? 
  • Woran merken das andere Menschen? 
  • Möchtest Du diese Werte weitergeben?  

Unter einem Dach haben mehrere Werte Platz. Sprich auch mit Deinem Partner darüber, welche Werte ihm wichtig sind. Findet heraus, wo ihr übereinstimmt und wo es Unterschiede in euren Wertvorstellungen gibt. 

Es muss kein Umerziehen in die eine oder andere Richtung stattfinden. Tauscht euch stattdessen ganz offen darüber aus, was euch im Umgang miteinander und den Kindern wichtig ist. Das geht am besten in einem ruhigen Moment, wenn nicht gerade ein Konflikt akut auf dem Tisch liegt. Vielleicht stellt ihr fest, dass ihr eine gewisse Wertebasis teilt. Wenn ihr euch in Teilen unterscheidet, macht das gar nicht. Und selbst, wenn ihr meilenweit voneinander entfernt liegt mit dem, was euch wichtig ist, heißt das nicht, dass ihr euch lieber trennen solltet. Es geht darum, mit dem Partner eine Standortbestimmung durchzuführen und gegenseitige Grenzen transparent zu machen. 

Viel wichtiger als die Überschneidung ist den Werte ist, wie ihr darüber miteinander kommuniziert. Ihr müsst nicht einer Meinung sind, es reicht, wenn ihr dem anderen eine andere Meinung zugestehen könnt. Das gleiche gilt übrigens auch für die Ex-Partner. Kinder können damit umgehen, wenn Eltern und Erwachsene generell unterschiedliche Wertvorstellungen haben. Wenn ihr eine klare Kommunikation miteinander lebt, könnt ihr wertschätzend und offen miteinander darüber sprechen, was eben nicht so klar und eindeutig ist. Eine gute Basis dafür sind die menschlichen Bedürfnisse

Im Miteinander ist es sinnvoll, zwischen Werte- und Bedürfniskonflikten zu unterscheiden. Warum das der Fall ist und wie Du das umsetzen kannst, liest Du im Blogartikel Konflikte lösen. Vom Werte- zum Bedürfniskonflikt.

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