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Mein Bonuskind ist jetzt 14 Jahre alt – und fängt an zu stinken. Ehrlich, ich kann es nicht anders sagen.

Mir ist natürlich bewusst, dass das die Hormone der Pubertät sind und dass er nichts dafür kann (außer vielleicht häufiger duschen…) Neulich sind wir drei Stunden im Auto gefahren. Ich saß auf der Rückbank in der Mitte zwischen Kindersitz und Bonuskind. Meine andere Tochter mit dem noch sperrigeren Sitz hatten wir vorne platziert.

Ich konzentrierte mich sehr darauf, vorne rauszugucken, flach zu atmen und mich von dem Schweißaroma nicht irritieren zu lassen. Seit dieser Fahrt kann noch besser nachvollziehen, wenn dich der Geruch deines Bonuskindes stört.

Was dahintersteckt und wie du damit umgehen kannst (außer die Nase zuzuhalten), erfährst du in diesem Blogartikel.

Warum ekeln wir uns überhaupt?

Ekel ist ein wichtiges Gefühl, denn es hat in früheren Zeiten unser Überleben gesichert. Gammelige Früchte, ungenießbare Pilze oder potentiell gefährliche Personen wurden von der Nase prima erkannt. Die Warnfunktion ist bis heute bestehen geblieben.

In der modernen Welt laufen wir insgesamt nicht mehr so häufig Gefahr, vergiftet zu werden. Dennoch ekeln sich Menschen vor den unwahrscheinlichsten Dingen.

Tipp Nr. 1: Menschen ekeln sich vor unterschiedlichen Dingen. Diskutiere nicht darüber.

Laut Google ekeln sich Menschen vor Fleisch, Löchern, Knöpfen, dem eigenen Körper und vielem mehr.

Spannend ist dabei, dass sich Menschen vor ganz unterschiedlichen Dinge ekeln. Was bei dem einen Brechreiz auslöst, ist für andere überhaupt kein Problem!

Das zeigt sich schon am unterschiedlichen Sauberkeitslevel, bei dem wir uns wohlfühlen. Manche wechseln alle zwei Tage ihre Bettwäsche, andere stauben täglich ihr Bücherregal ab. Vielen reicht es, alle zwei Wochen die Wohnung durchzuwischen. Menschen sind eben unterschiedlich. Akzeptiere das.

Ekel lässt sich nicht so einfach abschalten

Ekel ist nichts, was wir rational steuern können.

Natürlich weiß jeder, dass Spinnen allgemein ungefährlich sind, Keime eine wichtige Funktion haben und Kinder für ihren Körpergeruch nichts können.

Trotzdem finde ich es eklig, wenn sich vor dem Essen nicht die Hände gewaschen werden. Ich möchte keine Käsefüße beim Fernsehen neben mir haben. Und das Geräusch von hochgezogener Rotze löst Aggressionen in mir aus (Sorry für die plastische Darstellung – aber ist doch so!)

Tipp Nr. 2: Ekel ist nicht rational. Es bringt deshalb nichts (sich selbst oder anderen) zu sagen „Stell dich nicht so an!“

Ich kann Ekel nicht aktiv unterdrücken. Zwar können wir manchmal bewusst über unsere Grenzen gehen und es gibt Techniken, um gegen die Ekel kurzfristig anzugehen. Für drei Stunden Autofahrt kann man sich zusammenreißen und von einem Platz unter Palmen träumen, an dem es ganz herrlich nach Sonnencreme riecht. Auf Dauer wird das das Problem aber nicht lösen.

Was passiert, wenn der Ekel immer stärker wird?

Es besteht die Gefahr, dass sich Ekel immer weiter steigert. Und zwar sowohl der körperliche Ekel, als auch ein moralischer Ekel. Dieser entsteht, wenn wir das Verhalten oder die Einstellung einer Person ablehnen.

Ekel an sich hat eine wichtige Funktion: unsere Sicherheit in Form von psychischer und physischer Reinheit herzustellen. Dafür bewegen wir uns von dem, was wir eklig finden, immer weiter weg.

Blöd nur, wenn wir doch eigentlich eine Beziehung zu genau diesem Menschen aufbauen wollen.

Wenn Ekel übersteigert und damit dysfunktional wird, zeigt sich das im chronischen Nörgeln.

  • Egal, was dein Bonuskind tut, du bist genervt.
  • Wie er aussieht, riecht, spricht – alles löst Widerstand in dir aus.
  • Du meckerst viel mehr mit deinem Bonuskind als mit deinen eigenen Kindern.
  • Was du bei deinem Kind akzeptieren kannst, ist beim Bonuskind ein absolutes No-Go.
  • Du bist strenger, was das Einhalten von Regeln eingeht.
  • Die innere Distanz wird immer größer, auch wenn du es nach außen überspielst.
  • Du kannst nichts Liebenswertes mehr an dem Kind sehen.
  • Dich mit dem Kind zu beschäftigen, ist eine unglaubliche Überwindung und ein emotionaler Kraftakt.
  • An den Kinder-Wochenende flüchtest du standardmäßig, weil du das Zusammensein nicht erträgst (sollte das der Fall sein, hol dir bitte kostenlos die 9+1 ultimativen Tipps fürs Kinder-Wochenende)
  • Du hast wegen all dem ein schlechtes Gewissen oder schämst dich.

Tipp Nr. 3: Ein schlechtes Gewissen bedeutet, dass du dir eigentlich Verbindung wünschst.

Scham zu fühlen bedeutet, dass du dich selbst reflektierst. Du denkst über dich und dein Verhalten nach und bewertest es anhand deiner eigenen Werte und moralischen Standards. Das ist ein gutes Zeichen! Denn damit bist du bei dir. Du möchtest dein Verhalten, das übersteigerte Ekelgefühl und das chronische Nörgeln abstellen. Jetzt geht es „nur noch“ um das Wie.

Mit dieser Frage kommst du aus dem übersteigerten Ekelgefühl heraus

Ekel aktiviert Vermeidungsstrategien. Flucht, weg von dem, was bedrohlich oder giftig ist oder Angriff, um dagegen zu kämpfen.

Scham hingegen dient dem Gruppenzusammenhalt und wirkt beschwichtigend.

Man könnte sagen, dein Ekel sorgt für dich selbst und deine eigene Gesundheit. Scham hingegen möchte dich wieder in eine Beziehung mit den anderen bringen. Beide Bedürfnisse sind wichtig. Wir brauchen Nähe und Autonomie, Leichtigkeit und Sicherheit.

Tipp Nr. 4: Stell dir die Frage „Was wünsche ich mir stattdessen?“

Unterscheiden wir hier noch einmal den körperlichen und den moralischen Ekel.

Gegen körperliche Verunreinigung helfen konkrete Maßnahmen wie duschen, Hände waschen oder Socken über die dreckigen Füße ziehen (das war ein Vorschlag meines Bonuskindes ;)). Wenn dein Ekel allerdings schon so weit eskaliert ist, dass du zwanghaft alles desinfizieren willst, was dein Bonuskind anfasst, werden diese Maßnahmen vermutlich nicht ausreichen.

Bei moralischem Ekel hilft Klarheit über die eigenen Werte. Was ist dir wichtig? Wie möchtest du leben? Welche Werte willst du weitergeben? Wie stehst du zu Erziehung? Je klarer du dir selbst bist, desto mehr kannst du für deine Bedürfnisse einstehen. Das setzt die Energie viel effektiver ein als gegen Dinge anzukämpfen, die nicht in deiner Macht liegen.

Das Gegenteil von Ekel

Wenn wir an Speisen denken, ist es klar: Genuss!

Genuss steht für Leichtigkeit, Loslassen, gemeinsam unbeschwerte Augenblicke verbringen. Das setzt voraus, dass wir uns sicher fühlen, denn nur dann können wir die Kontrolle abgeben.

Wenn ich permanent befürchte, vergiftet zu werden, kann ich kein Lebensmittel je genießen. So ist es auch im Miteinander.

Ich glücklich mittendrin in meiner Patchworkfamilie

Stell dir vor, wie schön und entspannt das Leben sein könnte! Sieh dich von außen, wie du mitten drin bist (statt kritisch am Rand zu stehen und die Dinge krafthaft kontrollieren zu wollen.) Wie ist deine Körpersprache? Schau dir dein gelöstes, glückliches Gesicht an, auf dem sich ein Lächeln zeigt.

All das ist möglich!

Tipp Nr. 5: Lass uns den Ekel „wegcoachen“.

Gerade weil Ekel oft stark emotional übersteuert und nicht rational zu beeinflussen ist, kann man im Emotionscoaching leicht damit arbeiten. Wegcoachen ist natürlich übertrieben, abkühlen trifft es besser.

Niemand muss panische Angst vor Spinnen oder den dreckigen Fingern eines Kindes haben. Das hilft weder dir noch den anderen Familienmitgliedern, sondern ist eine enorme Einschränkung der Lebensqualität. Sich zusammenzureißen klappt nicht auf Dauer. Vermutlich wird sich der Ekel im Laufe der Zeit eher weiter verstärken.

Wenn das der Fall ist, wird es Zeit, etwas anderes auszuprobieren.

Hier bekommst du alle Infos zum Emotionscoaching und kannst dir einen kostenlosen Beratungstermin buchen:

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Denn: Paarzeit ist kein To-Do - es ist ein Must-Have!

Das hat geklappt!

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