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„Hey, du bist doch Marita! Ich hab dein Buch gelesen.“ Das waren die ersten Worte, die ich von Maike gleich zu Beginn der Blogfamilia 2022 gehört habe. Nach einem verdatterten Moment schob sie hinterher: „Ich bin Madame Huhn!„. Ihr Gesicht kam mir nämlich nicht bekannt vor – aber natürlich ihr Twitter-Kanal!

In welcher Familienkonstruktion Maike lebt und wie ihr Patchwork Power weitergeholfen hat, darüber hat sie gleich einen ganzen Artikel geschrieben. Danke, Maike! Und dir – viel Spaß beim Lesen!

Patchwork Power! Hoch 2?

Als ich Maritas Buch „Patchwork Power!“ erstmals in der Hand hielt, war das mein erster Patchwork-Ratgeber, in dem ich Antworten auf mögliche Fragen in meinem Patchworkleben finden wollte. Ich hatte nach der Einleitung zwar eher das Gefühl, dass ich nicht zu 100% die Zielgruppe erfülle, aber habe schnell gemerkt, wie wertvoll die Tipps für mich sind, auch wenn ich selbst bereits ein Kind habe.

Unsere Situation

Kennengelernt haben wir uns vor knapp zwei Jahren und wir hatten bereits jeweils ein Kind.

Die größte Gemeinsamkeit waren die damals parallel laufenden Wechselmodelle und das ähnliche Alter der Kinder. Für die Beziehung bedeutete das durchaus auch das, was Marita im Buch aufgreift, denn auch wir hatten von Anfang an Zeiten ganz ohne Kinder. Das hat uns die Möglichkeit gegeben, die Beziehung in Ruhe aufzubauen, und eben nichts am Leben der Kinder ändern zu müssen, bis wir uns sicher waren, dass wir es gern als Patchworkfamilie versuchen möchten. Es nochmal schwarz auf weiß zu lesen, dass es diese neue Familie ohne uns als Paar gar nicht gäbe, war für mich hierbei ein ganz persönlicher Aha-Moment.

Entsprechend der vormaligen Kernfamilien haben wir allerdings noch zwei weitere Elternteile zu bedenken, die im Leben unserer Kinder jeweils gleichwertig Zeit mit dem Kind verbringen. Durch die neue Beziehung des Vaters meines Kindes sehe ich nun beide im Ratgeber beschriebenen Seiten, zumindest, was die Mutter und die „Neue“ betrifft.

Maike und die Kinder springen Trampolin. Quelle: privat

Vorsprung durch Technik?

Einer der maßgeblichen Unterschiede zwischen unseren jeweiligen Welten war das Einkommen, was ein paar Besonderheiten mit sich brachte. Die Kinder hatten damit eine recht unterschiedliche Vorstellung von (finanziellen bzw materiellen) Werten und entsprechend auch unterschiedliche Privilegien und Regeln kennengelernt. An diesem sensiblen Punkt müssen wir kontinuierlich arbeiten, da es keine „bessere“ Variante gibt, sondern verschiedene Lebensrealitäten der Kinder, die nun um weitere Aspekte erweitert werden können und sollen.

Das jeweilige Exklusivzeit-Kontingent hatte zwar seine Vorteile gehabt, war aber mehr oder weniger beidseitig isoliert gelaufen sodass keine der von uns bereits erarbeiteten Techniken die ultimativ-richtige für beide Kinder war. Der Spagat, diese Welten nun zu verbinden, wird uns noch lange als Prozess begleiten, wobei ich mir da sehr wohl bewusst bin, dass wir das alles auf sehr sicherem Boden ausprobieren können und die Unterschiede im Vergleich zu anderen Konstellationen sehr geringfügig ausfallen.

Plötzlich (Stief)Papa

Mit der Entscheidung, die Kinder ins Boot zu holen, wurde für uns als frisches Paar eine neue Dynamik freigespielt. Seit der Trennung vom Vater meines Kindes und allen damit verbundenen Schwierigkeiten, hatte ich den Gedanken an einen möglichen Bonuspapa für mein Kind eine Weile aus meinen Gedanken gestrichen. Dass der Kindsvater damit ein Problem haben könnte, wollte ich erst nicht glauben, ich wurde aber mit einer anderen Beziehung zu Beginn der Pandemie eines Besseren belehrt.

Dass diese Beziehung nicht hielt, lag unter anderem daran, dass ich als Mutter quasi nicht „gesehen“ wurde, dass mein Kind für den Partner keine Rolle spielte (oder spielen durfte?), auch wenn er selbst alle zwei Wochenenden sein Kind bei sich hatte. Die Trennung war also wenig überraschend und umso größer war die Erleichterung, dass mein jetziger Partner von Beginn an sehr bemüht war, sich mit meinem Kind zu beschäftigen. Für ihn war Patchwork komplett neu und er hat sich diesbezüglich bei mir und einem seiner besten Freunde erkundigt und rückversichert, was da eventuell auf ihn zukommt.

Gemeinsame Radtour – Quelle: privat

Die Technik-Affinität teilt mein Partner mit meinem Kind und so gab es schnell Punkte, an denen er thematisch viel interessanter für mein Kind war, als ich. Das war für den Aufbau einer Beziehung zwischen den beiden sehr wichtig und ganz wundervoll, sodass ich das schlicht beobachten konnte. Es gab aber von Beginn an auch Reibungspunkte zwischen den beiden, und genau da kam uns die kinderfreie Zeit sehr entgegen, weil wir dann in langen Gesprächen immer wieder gemeinsam reflektieren und nachjustieren konnten.

Aktuell läuft es sehr gut zwischen den beiden, zu Weihnachten zum Beispiel hat mein Partner mit dem Kind den heißersehnten Klemmbausteinzug zusammen gebaut und sie strahlten danach stolz um die Wette.

„Ute“ oder „Else“ oder wie?

[Anmerkung: Du wunderst dich über die Überschrift? Dann lies hier weiter Else, Ute und Nils? Verrückte Abkürzungen im Patchwork]

Und ich? Nun, ich bin jetzt wohl Mama von zwei Kindern.

Im ersten einwöchigen Urlaub während der letzten Sommerferien hatte mein Bonuskind auf eine meiner Aussagen geantwortet mit:

„Aber Maike, du hast doch jetzt zwei Kinder!“

Maikes Bonuskind

Damit war wohl geklärt, was ich mich nicht getraut hätte, ohne Rücksprache zu beanspruchen.

Seit dem Frühjahr hatten wir mit beiden Kindern immer wieder darüber gesprochen, wie wir uns Familie vorstellen, beziehungsweise, dass das unser langfristiges gemeinsames Ziel ist. Die Rückmeldungen der Kinder lassen den Schluss zu, dass wir genau darauf hinsteuern. Mit großer Hingabe hat mein Bonuskind sich die Perlen-Basteleien und das Nähen von mir zeigen lassen. Die kreative Seite kann das Kind mit mir nochmal um neue Techniken erweitern.

Zudem fiel der wunderschöne Satz, das Kind würde von mir so viel lernen – mit einfachen Erklärungen bin ich offenbar gut durchgedrungen, wenn Fragen aufkamen. Die thematischen Unterschiede zwischen uns Elternteilen scheinen in dieser Konstellation beim jeweiligen Bonuskind auf sehr fruchtbaren Boden zu fallen, was uns alle Kombinationen mit den Kindern enorm erleichtert.

Quelle: privat

Mutter und Stiefmutter sein

Während ich im Ratgeber von Marita an einigen wenigen Stellen Passagen übersprungen habe, da ich durch vorherige Trennung mit Kind viele Dinge mit mir selbst klären musste, die dort als Prozess für Neu-Stiefmütter notiert sind, hat mir an vielen Stellen geholfen, dass so vieles eben doch gar nicht so anders ist, auch wenn ich schon ein eigenes Kind mitbringe.

Zum Beispiel gibt es mir Einblicke in beide Seiten, da ich nun mit der Mutter des Bonuskindes und der neuen Partnerin meines Ex tatsächlich in beiden Paar Schuhen stecke. Auch gibt es mir den Rückhalt, dass ich an vielen Dingen, die bereits vor meiner Ankunft im Leben des Partners wichtig und/oder vorhanden waren, nicht viel ändern kann. Das ist zwar per se keine neue Information, aber ich bin damit nicht allein, und das ist hilfreich zu wissen.

Eines dieser Dinge ist zum Beispiel das ungute Gefühl, dass ich offenbar bei der Mama meines Bonuskindes auslöse, während ich mich (zumindest für mein Gefühl) mit der Bonusmama meines Kindes ganz gut verstehe. Sie ist übrigens diejenige, die den Ratgeber direkt im Anschluss an diesen Artikel bekommt.

Was nehme ich als Mama und Neu-Bonusmama aus dem Buch mit?

Wie bei vielen Ratgebern las ich auch hier als erstes das Inhaltsverzeichnis und dann die Passagen, die mich am meisten interessierten. Das Gute an diesem Buch ist, dass ich oft nicht gleich wieder loskomme, sondern noch zwei, drei, Kapitel mehr lese. Ich mag den logischen Aufbau, erwische mich aber auch dabei, dass ich mich mit manchen Tipps wirklich schwer tue.

Das liegt allerdings eher an meinen Erfahrungen und meiner Entwicklung aus einer bis zu meiner Pubertät funktionierenden Kernfamilie, die schmerzhaft zerbrach, dem Traum einer glücklichen eigenen Familie, die noch schneller zerbrach und nun dem unerwarteterweise für mich sehr passenden Patchwork. Interessanterweise hat sich bei uns durch den inzwischen veränderten Wechselrhythmus meines Kindes der Organisationsaufwand gar nicht geändert. Der erste Nachteil ist eher, dass sich die Kinder gerade wenig sehen. Dass Familie ein lebendiger Prozess voller Veränderung ist, daran wird sich zum Glück also auch nichts ändern. Gerade zum Nachlesen einzelner Oberthemen, wie zum Beispiel den Grenzen, habe ich es sehr gern griffbereit.

Danke

Ich möchte mich auch an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bei Marita und auch dem migo-Verlag für das wichtige Buch bedanken! Ich wünsche mir sehr, dass es auch anderen Patchwork-Familien hilft, die Ressourcen und die Werte zu definieren, nach denen sie Familie leben wollen.

Dass Patchwork bunt und vielfältig und individuell ist, kann anhand dieses Ratgebers sehr gut nachvollzogen werden und er ist dennoch ein guter Leitfaden mit einer Grundlage, auf der nach eigenen Vorstellungen neu definiert werden kann, wie unser Patchwork aussehen kann. Wie jede Form der Familie ist auch hier Geduld und Verständnis, sowie Zeit füreinander notwendig. Außerdem braucht es eine Augenhöhe, mit der das „Projektmanagement“ in der Familie gelingt.

Ich wünsche euch allen den Mut, ins Patchwork-Leben einzusteigen, und mit diesem Buch an eurer Seite habt ihr eine gute How-To-Anleitung parat, egal, mit welcher Grundsituation ihr das Abenteuer Patchwork-Familie (neu) beginnt.

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Das hat geklappt!

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