Beziehung zum Bonuskind. Das braucht Zeit, um sich zu entwickeln und tragfähig zu werden. Deshalb beginne so früh wie möglich damit. Ganz egal, in welchem Alter du dein Bonuskind kennenlernst. Der beste Zeitpunkt wäre gestern gewesen, der zweitbeste ist heute.
Gebt den Kindern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe, dann stellen sich die guten Manieren ganz von selbst ein.
Astrid Lindgren
Es ist übrigens völlig in Ordnung, wenn du dich fragst, wie schaffe ich es, mein Stiefkind zu lieben? Du musst es nicht fühlen. Fang einfach damit an! Du fragst dich wie? In diesem Artikel habe ich ganz konkrete Handlungen zusammengestellt und zwar genau passend zu den Vorlieben und dem Alter deines Bonuskindes. Jetzt gibt es keine Ausrede mehr 😉
Liebe ist kein Gefühl, Liebe ist ein Grundbedürfnis
Das Gute daran, wenn du Liebe als Bedürfnis siehst: Du musst nicht darauf warten, ob und wann sich ein warmes Gefühl in deinem Bauch einstellt. Du kannst einfach die Entscheidung treffen, jetzt bewusst etwas für dein Bonuskind zu tun, um seinen Liebestank aufzufüllen. Liebe ist eine Entscheidung. Wichtig ist, was beim anderen ankommt. Die Intention ist, dass der andere sich geliebt fühlt. Das erreicht man am besten, wenn man in seiner Sprache der Liebe mit ihm umgeht.
Die 5 Sprachen der Liebe sind 👍🕖💐🤝💏 – Anerkennung, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und Zärtlichkeit.
Wenn Du mehr über Deine Sprache der Liebe herausfinden möchtest, empfehle ich Dir das Buch „Die 5 Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman (*affiliate link) Es gibt auch Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder und für Teenager.
Wie findest du die Sprache der Liebe beim Kind heraus?
Grundsätzlich können Menschen auf unterschiedliche Arten ihre Zuneigung ausdrücken und fühlen. Wir haben aber einen Favoriten, unsere Lieblingsstrategie oder auch Muttersprache der Liebe. Bei Kindern kristallisiert sie sich im Alter von etwa 5 Jahren heraus – und bleibt dann auch über die Pubertät hinaus bestehen. Um eine Beziehung zum Bonuskind aufzubauen, lohnt es sich, als erstes seine Liebessprache herauszufinden.
- Vielleicht hast du schon beobachtet, wie dein Bonuskind agiert. 💏Ist es eher kuschelig und sucht viel Körperkontakt? (Zärtlichkeit) 👍Fragt es ständig, ob es etwas gut gemacht hat? (Lob und Anerkennung) 🕖Möchte es am liebsten Exklusivzeit mit dem Papa (oder dir) verbringen? (Zweisamkeit) Aus den sichtbaren Handlungen kannst du die Liebessprache erkennen.
- Wenn das nicht so eindeutig ist, schau mal, worüber sich das Kind beklagt: „Nie hast du Zeit für mich“ – deutet auf den Wunsch nach Zweisamkeit hin.
- Und wenn das alles keine Erkenntnis bringt, versuch es nach dem Prinzip Trial and error. Probier einfach eine Sprache aus und beobachte, was das bewirkt. Wenn du nach mehreren Wochen das Gefühl hast, das kommt nicht an, versuch es mit einer anderen Liebessprache.
Jetzt musst du nur noch in die Liste gucken und dir passende Strategien rauspicken, um die Beziehung zu deinem Bonuskind aufzubauen. Und eins noch: Natürlich kannst du immer in allen Sprachen und auf unterschiedliche Arten und Weisen deine Zuneigung ausdrücken. Unterstützung und Zärtlichkeit sind schließlich auch in sich ein Bedürfnis der Menschen.
Weg Nr. 1: Ich sag dir, was ich an dir mag👍
bei kleinen Kindern
- Sag „Ich habe dich lieb“ – am besten jeden Tag
- Verknüpfe ein „Ich liebe dich“ niemals mit einem Aber oder einer Bedingung (das gilt grundsätzlich für alle Beziehung, nicht nur zu Kindern)
- Ich sehe, du bist ganz hoch aufs Gerüst geklettert. Wow!
- Das finde ich total mutig.
- Ich freue mich, dass du da bist!
- „Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“ Bücher zum Thema vorzulesen ist auch eine gute Gelegenheit
bei Teenagern
Teenager wollen anders behandelt werden als kleine Kinder. Klar, denn ihr Gehirn verändert sich und sie streben immer mehr nach Autonomie und Eigenständigkeit. Das heißt aber nicht, dass sie keine Liebe mehr brauchen – im Gegenteil! Wenn ihr Liebestank leer ist, zeigt sich das in besonders rebellischem Verhalten. Da scheint es erstmal völlig absurd, ihnen dann auch noch Lob und Anerkennung zu geben – wofür denn auch?! Wer suchet, der findet.
- Allgemeine Floskeln bringen nichts. Finde ganz konkrete Dinge, die dir positiv auffallen, egal wie klein und unbedeutend sie dir erscheinen mögen. Nimm deine rosarote Lupe und mach es dir zur Challenge, etwas Positives zu finden. Gibt es etwas, was dein Bonuskind gut kann? Hat er sich für etwas oder jemanden eingesetzt?
- Schildere deine Beobachtungen „Vorhin hast du deinem kleinen Bruder Wasser nachgeschenkt. Das fand ich voll lieb und das hat mich gefreut, danke!“
- Wenn es keine vollbrachten Leistungen zum Loben gibt, konzentriere dich auf die Bemühungen. Die Klassenarbeit wurde versemmelt? Immerhin ist er am nächsten Tag wieder in den Unterricht gegangen, obwohl er das Fach hasst! Das kannst du auch würdigen.
- „Es ist schön, dass du da bist. Ich freue mich, dass ich mit dir Schach spielen kann und nicht nur der Erste Obstgarten.“
- Das Wort Bonuskind kann auch eine Art Wertschätzung sein. Immerhin ist ein Bonus etwas ganz Tolles, das man einfach so obendrauf bekommt.
Weg Nr. 2: Ich nehme mir Zeit für Dich 🕖
Wenn wir mit jemandem Zeit verbringen, opfern wir einen Teil unseres Lebens. Quality Time, Zeit mit besonderer Qualität. Das braucht – ja, Zeit! Die muss man sich heute schon sehr bewusst nehmen, denn sie ist ein seltenes Gut geworden. Gerade, wenn das Bonuskind nur am Wochenende da ist, ist die Zeit ja von vorneherein begrenzt. Dann hat man noch Termine, Dinge zu erledigen und muss/möchte sich um die anderen Kinder kümmern. Wie wertvoll ist da die ungeteilte Aufmerksamkeit für ein (!) Kind.
bei kleinen Kindern
- Grundsätzlich gilt: Wenn du etwas mit deinem Kind tust, tue es mit voller Aufmerksamkeit. Nebenbei am Handy Emails zu checken, beendet jede Zweisamkeit. Trenne bewusst Arbeitszeit und Zeit zu zweit in unterschiedlichen Blöcken.
- Findet Rituale, wie Exklusivzeit mit jedem Kind einzeln auch im Alltag möglich ist.
- Schau dein Kind an und halte Blickkontakt, wenn es dir etwas erzählt.
- Was genau ihr zusammen macht, ist gar nicht so wichtig. Kinder lieben es, beim Autowaschen, kochen oder einkaufen zu helfen oder einfach dabei zu sein.
- Geh auf Augenhöhe – körperlich kann das je nach Größe des Kindes bedeutet, dass du dich auf den Boden setzt.
- Nimm an seinem Leben teil, interessiere dich für Schulveranstaltungen, Sportturniere und Aufführungen – oder lass dir hinterher am Umgangswochenende alles in Ruhe erzählen.
bei Teenagern
Verabschiedet euch vom Idylle-Gedanken, alle zusammen das Wochenende zu verbringen. Arbeitet lieber mit einer Minimallösung: Eine gemeinsame Mahlzeit, den Rest der Zeit kann er machen, was er will. Denn Zeit mit den Freunden zu verbringen, ist für Teenager genauso wichtig. Wenn ihr etwas plant, bezieht unbedingt die Kinder (klein oder groß) in die Planung ein. Das kann zu Beginn des Wochenendes sein oder ein paar Tage vorher vielleicht telefonisch oder per Nachricht.
- Sich zusammen ein Fußballspiel (im Fernsehen) ansehen kann Zweisamkeit bedeuten – oder auch nicht. Wenn dein Teenie hinterher denkt „Sport ist ihm wichtiger als ich“, fehlte anscheinend die Verbindung. Es geht um die Haltung: „Das wichtigste daran ist, dass wir es zusammen erleben.“
- Zusammen Musik machen
- Spielenachmittag. Hoch im Kurs liegen bei uns die Spiele, die nur zu zweit gehen wie Schach.
- Joint attention heißt, sich gemeinsam für eine Sache zu interessieren. Das können Pokemon-Karten oder bestimmte Computerspiele sein. Du erfährst unglaublich viel über dein Bonuskind und stärkst eure Beziehung, wenn du echtes Interesse für seine/ihre Themen aufbringen kannst (aber bleib authentisch, sonst fliegt es dir eh um die Ohren).
- Manchen genügt das gemeinsame Interesse für eine Sache oder Hobby, manche wollen wirklich über ihre Anliegen sprechen. Dann geht es vor allem darum, zuzuhören und echtes Interesse zu zeigen.
- Ein gemeinsamer Ausflug zum Konzert, Shopping, Therme, Kino – was auch immer dem Kind gefällt.
Weg Nr. 3: Ich schenk dir was💐
Auch diese Liebessprache kann schnell in Verruf geraten, wenn Geschenke als Kompensation gesehen werden. Materialistische, unersättliche Kinder, die den Hals nicht voll kriegen – puh, da kommen ganz schön schlimme Gedanken auf. Es geht nicht darum, die meisten und teuersten Dinge zu haben wie Designerklamotten, Playstation und unbegrenztes Guthaben im App-Store. Unechte Geschenke sind kein Ersatz für Liebe.
bei kleinen Kindern
- Schenken ist nicht nur in dem Moment der Übergabe ein Liebessignal, sondern auch jahrelang danach. Wenn sich dein Kind bei jedem Teil daran erinnert, von wem und zu welchem Anlass es ihn bekommen hat, ist das ein Zeichen für Geschenke als Liebessprache.
- Ein Geschenk zeigt: Ich habe an dich gedacht, als ich ohne dich unterwegs war. Es geht nicht um den materiellen Wert, sondern die Geste. Das kann eine schöne Muschel oder ein Kieselstein sein. Ein Foto von einem besonders schönen Sonnenuntergang oder eine Postkarte.
- Beim Schenken zählt auch das „Drumherum“, sprich das Auspacken 😉 Meine Tochter legt großen Wert darauf, dass man sich damit Mühe gibt, eine Schleife auswählt und noch ein kleines Extra-Geschenk außen draufklebt (z.B. einen Lolly oder schönen Buntstift)
- Es ist auch wichtig, wie du mit den Geschenken der Kinder umgehst. Gemalte Bilder nicht wegschmeißen, sondern einrahmen. Leg eine Schatzkiste für alles Selbstgebastelte an.
bei Teenagern
- Schön ist, dass ältere Kinder persönliche Geschenke mit Symbolcharakter viel mehr wertschätzen können. Das kann ein Schlüsselanhänger oder ein Schmuckstück sein. Vielleicht sogar ein „Familienerbstück“, das an das Bonuskind übergehen darf?
- Hast du ein Kleid oder Top, auf das deine Bonustochter schon lange ein Auge geworfen hat und das du ihr überlassen kannst?
- Zuschuss zu dem x-ten Paar Turnschuhe, das das Kind unbedingt haben will. Wenn Geschenke seine Sprache sind, wird es damit entsprechend umgehen und es wertschätzen.
- Für Bonuskinder ist es auch ein Zeichen von Liebe, wenn mit bestimmten Aktionen gewartet wird, bis sie auch dabei sein können. Den Film aufheben und dann zusammen schauen. Den Ausflug gemeinsam machen. Das neue Spiel erst auspacken, wenn er mit dabei ist.
Weg Nr. 4: Ich helfe dir – wenn du willst 🤝
Wir wollen, dass unsere Kinder schnell selbständig werden. Das ist natürlich löblich – macht es Kindern mit dieser Liebessprache aber auch ganz schön schwer. Denn sie hören ziemlich oft: „Das kannst du doch schon allein!“ Auch hier gilt: Entscheide dich bewusst, es trotzdem zu tun. Ich kann mir schließlich auch allein einen Kaffee kochen, aber schätze es sehr, wenn das jemand anderes für mich übernimmt.
bei kleinen Kindern
- Beim Anziehen helfen, Zähne putzen, Schuhe binden – auch wenn das Kind es schon selber kann
- Tragen, wenn der Spaziergang zu lang wird
- Die Jacke, Spielzeug oder das Laufrad nehmen, statt es dem Kind selbst zu überlassen
- Beim Aufräumen helfen
- Unsichtbare Hilfe sichtbar machen und damit wertschätzen.
Wir sitzen bei Mahlzeiten zusammen am Tisch und sagen laut: „Wer hat gekocht? – Papa. Danke, Papa!“ „Wer hat den Tisch gedeckt? Anna. Danke, Anna!“. Wer hat eingekauft, wer hat umgerührt, wer hat…
bei Teenagern
Wenn Hilfsbereitschaft nicht unsere eigene Sprache der Liebe ist, kommt leicht das Gefühl auf, ausgenutzt zu werden. Manche tun Gefälligkeiten – wenn schon ohne Meckern – nur aus reiner Pflichterfüllung. Da ist am wichtigsten, sich selbst wieder in die Haltung zu bringen: Ich tue das aus Liebe, um den Tank meines Kindes zu füllen. Es ist eine bewusste und freiwillige Entscheidung. Und deshalb auch bitte nicht an Bedingungen geknüpft.
- Lieblingsessen kochen, Lieblingsmarmelade einkaufen, Pfannkuchen zum Frühstück machen.
- Interessen unterstützen und dabei helfen, sei es Musik oder ein anderes Hobby.
- Zum Turnier fahren, den besten Kumpel nach Hause bringen, möglich machen, irgendwo hinzukommen
- bei den Hausaufgaben, Referat etc. helfen (falls gewünscht)
- Von der Party abholen, auch nachts um 3.
Weg Nr. 5: Ich nehm dich in den Arm💏
Kleinkindern nehmen wir oft auf den Schoß, streicheln, herzen, umarmen und kuscheln sie. Studien zeigen, dass Mädchen schon im jüngsten Alter deutlich mehr Zärtlichkeit erleben als Jungs. Schade eigentlich, denn natürlich brauchen Jungs genauso viel Körperkontakt – vor allem, wenn ihr Sprache Zärtlichkeit ist.
Du magst nicht mit deinem Bonuskind kuscheln? Das ist völlig in Ordnung! Aber auch dann gibt es Möglichkeiten, dem Kind auf seine Lieblingsart zu zeigen, dass du es lieb hast. Welche anderen Aktivitäten könntest du dir denn vorstellen?
bei kleinen Kindern
- miteinander toben, raufen, kitzeln und kabbeln geht mit allen Kinder gleichermaßen
- Haare kämmen und flechten
- Klopfmassage oder Rückenkraulen
- im Vorübergehen über den Kopf streichen
- auf dem Schoß sitzen lassen
- Bilderbuch anschauen oder Buch vorlesen (oder Film schauen) und dabei dicht zusammensitzen
bei Teenagern
„Die Kunst, einen Kaktus zu umarmen“ heißt ein älteres Buch über die Teenagerzeit. Inhaltlich ist das Buch meiner Meinung nach mittlerweile überholt, aber mir gefällt das Bild: Auch ein Kaktus ist ein Lebewesen und braucht Liebe. Es ist wirklich eine Kunst, ihn so zu pflegen, dass man selbst nicht verletzt wird und ihm nichts abbricht. Ein Kaktus möchte nicht allzu viel Fürsorge. Die meisten Kakteen schätzen es überhaupt nicht, dauernd gegossen zu werden. Aber ab und zu schaue ich schon nach meinem Kaktus und freue mich, wenn er blüht.
- Entscheidend für liebevolle Berührungen von Teenagern ist das Wann, Wie und Wo. Eine Umarmung, wenn die Freunde zuschauen, ist definitiv keine gute Idee. Auch bitte nicht übergriffig sein, wenn gerade eine „Rühr-mich-nicht-an-Stimmung“ herrscht. Stattdessen den richtigen Moment abpassen, um dann den Tank aufzufüllen!
- Passende Gelegenheiten sind, wenn gerade etwas gut gelungen ist, z.B. ein Sieg im Sport oder ein schulischer Erfolg. Da lassen sich Jugendliche auch schon mal gern auf die Schulter klopfen oder sogar in den Arm nehmen.
- Manche mögen es auch, getröstet zu werden. Dann kann man die Hand auf den Arm legen oder das Knie tätscheln.
- Eine Schultermassage nach dem Training kann eine Möglichkeit für Körperkontakt sein.
- Ich glaube es fast selbst nicht, aber mein Bonuskind mag es (manchmal), wenn ich ihm beim Wandern den Arm um die Schultern lege.
Du hast noch weitere Ideen, wie du eine Beziehung zum Bonuskind aufbauen kannst? Dann schreib sie im Kommentar!
Übrigens, wenn dein eigener Liebestank gerade leer ist, findest du hier Ideen, was du für dich selbst tun kannst: Die 5 Sprachen der Selbstliebe.