Last Updated on 8. Juni 2023 by Marita
Heute geht es mal nicht um Bonuskinder, die Exfrau oder meinen Mann, sondern um eine besondere Person in meinem Leben: Meine Oma. Sie war eine von der Sorte, die ständig Sprüche raushauen. Manche ihrer Beziehungstipps sind unglaublich klug, einige einfach herzig und manche muss ich mit meinen eigenen Erfahrungen von heute leider als ziemlichen Unsinn einstufen.
Beziehungstipps von Oma, die leider für die Füße sind
Liebe Oma, danke für alles, was du mir weitergegeben hast. Diese Beziehungstipps muss ich allerdings widerlegen. Aber ich weiß ja, du bist mir nicht böse. Ich erklär auch, was mich daran stört und mache Verbesserungsvorschläge. Abgemacht? Los geht’s!
Vertragt euch immer, bevor ihr schlafen geht.
Ein Klassiker der Beziehungstipps. Der Gedanke dahinter ist ja auch total schön: Konflikte aus der Welt schaffen, damit man guten Gewissens schlafen kann. In diesem Wunsch schwingt die Angst mit, dass jemand am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen könnte. Dann müsste man den Rest des Lebens mit der Schuld und dem Bedauern darüber leben, dass man sich nicht mehr aussöhnen kann. Eine furchtbare Vorstellung!
Absolut nachvollziehbar. Die Sache hat aber einen Haken: Nicht jeder Konflikt lässt sich mal eben so vor dem Einschlafen klären. Wenn die Emotionen gerade brodeln, ist eh kein guter Zeitpunkt zum Reden. Selbst wenn sich beide Parteien zusammenreißen – nach einem langen Arbeitstag sind nicht mehr viele Ressourcen übrig. Dazu kommt, dass die Stunden ticken, bis am nächsten Morgen der Wecker klingelt.
Was also tun? Einen Konflikt kann man parken. Nur weil ihr jetzt nicht sofort über den Sachverhalt sprechen könnt oder wollte, bedeutet das nicht, dass alles unter den Tisch gekehrt wird. Das funktioniert gut, wenn ihr als Paar eine konkrete Zeit vereinbart, wann ihr Gespräch wieder aufnehmen werdet. Beim Frühstück, am (kinderfreien) Wochenende oder am nächsten Nachmittag beim Spazierengehen? Das alles sind gute Zeitfenster, denn bis dahin hat jeder Zeit, die eigenen Gedanken zu sortieren und sich auf das Gespräch vorzubereiten. Manches sieht man im Licht des neuen Tages ganz anders.
„Schlaf mal eine Nacht drüber“ ist in dem Fall kein schlechter Ratschlag.
Wie es in dir drin aussieht, geht keinen etwas an.
Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen! Oder wie es „Zeki Müller“ in Fack yu Göhte auf den Punkt bringt: Heul leise!
Diese kernige Formulierung gab es früher wohl noch nicht, die Haltung ist aber ähnlich: Belaste niemanden mit deinen Gefühlen. Sei lieb, brav und pflegeleicht. Reiß dich zusammen! Die Fassade muss stimmen, damit sich die Nachbarn nicht das Maul zerreißen. Trag dein Herz nicht auf der Zunge und geh mit deinen Gefühlen nicht hausieren. Und überhaupt, nimm dich selbst nicht so wichtig.
An diesem Glaubenssatz hab ich lange geknabbert. Dabei ist es für eine gute Beziehung elementar, über seine Gefühle sprechen zu können! Auf Dauer funktioniert es einfach nicht, wenn ich aus Angst davor, abgelehnt zu werden oder den anderen unbequem zu sein, ständig herunterschlucke, was mich bewegt. Das führt nur zu Magengeschwüren oder zumindest großem Unwohlsein im Bauch. Irgendwann ist der Druck sowieso zu groß – und dann k*** ähhh werfe ich dem anderen in einem Gefühlsausbruch alles vor den Füße. Nicht gut!
Mein neues Motto lautet deshalb: Wenn du was nicht schlucken kannst, spuck’s aus!
Okay, etwas komplexer ist das ganze schon. Man braucht erstmal eigene Klarheit darüber, was genau einem an der Situation nicht schmeckt. Eine gute Anleitung dafür habe ich im ersten Tipp in diesem Artikel für dich aufgeschrieben: Bauchschmerzen, wenn seine Kinder kommen?
Willst du gelten, mach dich selten.
Ich hab noch genau die Stimme meiner Oma im Ohr. „Marita, lauf keinem Mann hinterher.“ Früher war es völlig klar, dass die Männer um die Frauen werben. Ich kann mich gut an die Geschichte erinnern, wie mein Opa sie – aufgehübscht in einem blauen Kleid, das sie mit Margeriten bestickt hatte – formvollendet zum Rendez-vous abgeholt hat. Da gehörte „sich zieren“ zum guten Ton, denn keiner wollte ein „schnelles Mädchen“ sein.
Leider hat diese Haltung dazu geführt, dass wir in unserer Generation beim Daten Spielchen spielen (müssen).
- Darf ich jetzt schon anrufen?
- Wer schreibt die erste WhatsApp-Nachricht?
- Ich blättere lieber erst in meinem virtuellen Terminkalender, bevor ich einem Treffen zusage.
Ich finde das Quatsch! Mein Wert an dieser Stelle heißt: Aufrichtigkeit.
Wenn ich das Bedürfnis nach Nähe habe, sage ich das. Das heißt ja noch nicht, dass der andere jedes Mal springen muss. Wenn er gerade ein anderes Bedürfnis hat, vielleicht frei über seine Zeit zu bestimmen, ist das auch völlig in Ordnung. Letzten Endes geht es immer darum, eine Lösung zu finden, die für beide passt. Damit das überhaupt möglich wird, müssen beide Partner aber wissen, was der andere sich wünscht.
Andere Mütter haben auch schöne Söhne.
Hat doch gar nicht weh getan! Kopf hoch! Der ist es nicht wert, dass du über ihn weinst. Ach Oma, jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich den Kerl eben nicht mal eben so abhaken kann. Ich weiß, du willst mich bloß trösten. Natürlich ist das gut gemeint, aber eben nicht gut gemacht. Deshalb würde ich den Satz ins Bullshit-Bingo einordnen. Warum?
So ein Ratschlag tut richtig weh, ganz gemäß dem Spruch: Ratschläge sind auch Schläge. Wenn gerade eine Beziehung zu Ende gegangen ist, brauchen wir vor allem eines: Empathie. Das bedeutet, dass wir gar keine Ratschläge und Empfehlungen bekommen wollen, sondern dass jemand zuhört, bei uns ist, ein Taschentuch rüberreicht, uns in den Arm nimmt und Raum gibt, um unsere Gefühle ausdrücken zu dürfen. That’s it! Alles andere – auch den oben erwähnte Satz – können wir vermutlich eh nicht annehmen. Ich war nach meiner ersten großen Liebe auch überzeugt, dass ich NIE WIEDER so einen tollen Freund haben würde.
Heute weiß ich: Pfeif auf die erste große Liebe – auf die letzte große Liebe kommt es an!
Okay, zugegeben, das ist dann eigentlich doch gar nicht so weit von den anderen „schönen Söhnen“ entfernt. Sonst würde es ja schließlich auch gar keine Patchworkfamilien geben.
Wenn die erste Trauer über die gescheiterte Beziehung vorbei ist, kann der Satz also durchaus dabei helfen, wieder auf die Beine zu kommen – wie in diesem Schlager aus den 90ern:
„Andere Mütter haben auch ein schönes Kind. Es kann sein, dass ich Gefallen daran find. Und dann lass ich mich verwöhnen von den Männern, als den schönen, und schreie meine Träume in den Wind.“
Beziehungstipps von meiner Oma, die ich weiterempfehle
Wie schon gesagt, meine Oma war auch unglaublich klug. Für diese Sätze bin ich ihr bis heute dankbar.
Wer ständig wechselt, hat am Ende nur Kleingeld.
Oma, du hattest schon eine geniale Art, Dinge zu formulieren 😉
Ich kenne natürlich auch den Gegenpart dazu: Drum prüfe, wer sich ewig binde, ob wirklich Herz zu Herzen findet. (Böse Zungen sagen auch gern: …ob sich nicht noch was Besseres findet.)
Hier hatte meine Oma aber wirklich den richtigen Riecher: Statistisch gesehen sinkt die Chance auf andauerndes Liebesglück mit jeder weiteren Beziehung. Zweit- und Drittehen werden deutlich häufiger geschieden. Der nächste Partner ist also nicht unbedingt ein Garant für ewige Glückseligkeit. Denn wenn wir uns selbst nicht ändern, aus den vergangenen Beziehungen lernen, erkennen, was uns wichtig ist und was wir anders haben möchten als bisher, ist die Gefahr groß, dass sich mit dem Neuen die gleichen Muster wiederholen.
Aufgrund unserer Prägung haben wir nämlich die Tendenz, immer wieder in dieselben Beziehungsmuster zu rutschen. Deshalb lohnt es sich, bei den eigenen Erfahrungen aus der Ursprungsfamilie einmal nachzuschauen und eigene Verhaltensmuster aufzuspüren. Das geht zum Beispiel durch eine Familienaufstellung.
Statt dein Glück in der nächsten Beziehung zu suchen, könnte es sich also durchaus lohnen, an der jetzigen Beziehung zu arbeiten – im besten Falle gemeinsam mit dem Partner! Denn für den trifft der Satz schließlich genauso zu…
Aus einer schönen Schüssel wird man nicht satt.
Dieser Satz ist als Beziehungstipp selbsterklärend: Die inneren Werte zählen.
In Zeiten von Fotofiltern und perfekt durchgestylten Insta-Profilen fällt es manchmal gar nicht so leicht, sich immer daran zu erinnern. Der ständige Vergleich mit anderen macht uns unglücklich, süchtig und sogar depressiv. Laut einer Studie der britischen Royal Society for Public Health leidet jeder sechste Jugendliche unter Angstzuständen. Grund dafür: die Nutzung von Social Media!
Also ruhig mal zurückbesinnen auf die Weisheit von Oma.
Es zählt nicht, wie glücklich wir auf unseren Fotos wirken, sondern wie es uns wirklich geht. Als Paar nach außen harmonisch zu wirken, bringt nichts, wenn man sich nicht verbunden und glücklich fühlt. Deshalb lohnt es sich auch viel mehr, die Energie in die Beziehung zu stecken als in die Fassade.
Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält.
Seneca
Du kannst entweder die Situation ändern oder deine Einstellung
Meistens ging der Satz so weiter: Die Situation kannst du gerade nicht ändern – also ändere deine Einstellung!
Darin steckt unglaublich viel Weisheit. Manche Dinge liegen in unserer Macht: Wir können uns entscheiden, etwas bestimmtes zu tun oder zu lassen. Was wir essen, auf welche Schule wir unsere Kinder schicken, wohin wir im Sommer in den Urlaub fahren – das alles haben wir in der Hand. Oder zumindest größtenteils, denn der andere Elternteil bzw. die Ex-Frau hat eben auch ein Wörtchen mitzureden.
Wie sie sich verhält, was sie zu ihrem Kind sagt, ob sie sich an Vereinbarungen hält – das sind Dinge, die wir eben nicht beeinflussen können. Natürlich können wir uns wünschen und darum bitten, was jemand anderes tun soll. Letztes Endes liegt die Entscheidung aber beim anderen. Darüber kann man sich tierisch ärgern – oder man ändert seine Einstellung.
Wie oft verplempern wir unsere Energie mit Dingen, die nicht in unserer Macht liegen und die wir überhaupt nicht beeinflussen können. Ein gutes Beispiel dafür ist im Patchworkkontext der Satz „Ich wünschte, er hätte keine Kinder!„.
„Ändere Deine Einstellung“ ist natürlich leichter gesagt als getan. Denn sich nur mehr anzustrengen oder zusammenzureißen, führt in der Regel ins Hamsterrad. Zum Glück hilft ein Coaching – auch wenn meine Oma vermutlich verwundert fragen würde, was das denn ist 🙂
Liebe geht durch den Magen.
Dieser Beziehungstipp ist schon profan und vielleicht auch nicht ganz ernst gemeint. Schließlich konnte meine Oma damals noch gar nicht wissen, was mein zukünftiger Ehemann beruflich macht. 👨🍳
„Was ist eigentlich dein Lieblingsessen?“, fragte mich mein Mann bei einem unserer ersten Dates. Er wollte mich mit einem tollen Gericht becircen – denn er ist Koch!
Ich schockierte ihn tief, als ich sagte: Milchreis! 😉
Natürlich hatte er an einen Braten oder ein ähnliches aufwendiges Fleischgericht gedacht. Damals vor 12 Jahren hätte ich das sogar gegessen. Heute allerdings nicht mehr. Seit 2018 bin ich nämlich Vegetarier.
Mein Mann hat dann übrigens eine phänomenale mit Nougat gefüllte Milchreis-Praline für mich kreiert! Mit Kreativität und Liebe kann man aus allem etwas Tolles zaubern.
Soviel zu den Rezepten aus Omas Ehe“Kochbuch“!
Diese Tipps reichen nicht und du möchtest wirklich an deiner Beziehung arbeiten?
Dass ihr euch liebt, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Trotzdem streitet ihr euch ständig und du hältst das einfach nicht mehr aus!
Ihr habt schon alles Mögliche versucht und wisst nicht mehr weiter? Aber ihr seid nicht bereit, die Hoffnung auf eine glückliche Beziehung aufzugeben?
Dann lasst es uns gemeinsam angehen!
Was für ein wunderbarer Blogartikel! Ich musste mehrmals Schmunzeln. Mein Mann ist zum Beispiel auch Koch und hat mich damals mit einer Calzone in Herzform überrascht. 😀
Den am wenigsten hilfreiche Beziehungstipp von meiner Oma habe ich bekommen, als ich als Jugendliche total verschossen war und nicht wusste, wie ich meinen Schwarm auf mich aufmerksam machen soll. Meine Oma sagte, ich solle in der Cafeteria „aus Versehen“ in ihn hineinlaufen und einen Stapel Bücher vor seine Füße fallen lassen. Äh … ja. Hab ich nicht gemacht. :’D
Ohhh Köche sind schon etwas Besonderes 😉 Da hatte die Oma wohl doch recht mit ihrem Spruch.
Der andere Vorschlag klingt nach einer typisch amerikanischen Romantic Comedy. Sehr lustig, danke für das Bild im Kopf! 🙂
So ein schöner und wahrer Artikel. Ich danke dir.
Sehr gerne, freue mich über dein Feedback 🙂