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Last Updated on 6. März 2023 by Marita

Verliebt in einen Mann mit Kind hast du die Entscheidung für eine Beziehung getroffen. Trotzdem kann es gut sein, dass du diese Gedanken kennst:

  • Wie lange dauert es, bis Patchwork endlich leichter wird?
  • Ich warte jetzt einfach noch 6 Jahre, dann sind seine Kinder volljährig und ziehen hoffentlich aus!
  • Woher weiß ich, ob es nicht doch besser wäre, mich zu trennen?

Entscheidung hin, Entscheidung her. Wie anstrengend!

Wenn du dir immer wieder die Fragen stellst, warum du das eigentlich machst, ob sich das lohnt und du nicht lieber gehen solltest, verbraucht das unheimlich viel Energie. Sich nach jedem Streit gedanklich mit einer möglichen Trennung zu beschäftigen, bindet die Kraft, die du viel besser für die Lösungsfindung einsetzen könntest.

Eine große Gefahr der Energieverschwendung besteht darin, sich Unmögliches zu wünschen, allen voran der Gedanke: Ich wünschte, er hätte keine Kinder!

Soll ich gehen, soll ich bleiben?

Besonders kräftezehrend ist es, wenn wir Entscheidungen immer wieder treffen. Mir geht es oft so bei der Frage, ob ich Schokolade essen will oder lieber darauf verzichte.

Da liegt diese Tafel Schokolade, riecht verführerisch, aber eigentlich will ich doch auf meine Ernährung achten.

Das Gedankenkarussell dreht sich:

Ein Stück ist ja nicht so schlimm. Aber werde ich nach einem Stück aufhören können? Ach, man soll sich ja auch mal etwas gönnen. Das Leben ist kurz. Aber ich wollte doch wieder in das Kleid passen.

Hin und her gehen die Gedanken.

Das Fatale ist: Die Entscheidung, die Schokolade zu essen, kann ich nur einmal treffen. Dann ist sie nämlich aufgefuttert.

Sie nicht zu essen, dafür muss ich mich unter Umständen alle fünf Minuten neu entscheiden.

Wie zermürbend! 

Entscheidung für Schokolade. Hand greift nach eine Praline.

Entscheidungen treffen zu können ist Freiheit

Dass du dich überhaupt frei entscheiden kannst, ist ein Privileg! Früher waren Frauen nach der Hochzeit ihrem Ehemann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Scheidungen gab es nicht, das Frauenbild war sehr zementiert auf Haus, Herd und Kindererziehung. Die größten Fragen im Leben früherer Hausfrauen waren vermutlich, was sie kochen und was sie anziehen, damit sie ihrem Mann gefallen.

Für viele Frauen von heute ist das eine ziemlich gruselige Vorstellung.

Heute dürfen wir uns aussuchen, mit wem wir verheiratet sein wollen oder uns wieder scheiden lassen. Kinder leben bei verschiedenen Elternteilen, haben Halb-, Stief- und Adoptivgeschwister.

Familie ist bunt geworden, so bunt wie eine Decke, an der immer wieder neue Stoffe mit verschiedenen Mustern angenäht wurden.

Entscheidung auf Zeit ist der goldene Mittelweg

Zwischen dem „bis dass der Tod euch scheidet“ unserer Großeltern und dem „ständig mit einem Bein draußen bleiben“ gibt es einen Mittelweg. Eine Entscheidung auf Zeit.

Wenn du dir bewusst gemacht hast, was dir einer Beziehung wichtig ist (Stichwort: WERTE!) und das deinem Partner gegenüber ausdrücken kannst (sonst gibt ihm am besten diesen Artikel zu lesen), solltest du diese bewusste Entscheidung treffen. Am besten für einen fest definierten Zeitraum. Ich nenne das: Commitment.

Was ist Commitment und was bringt es dir?

Damit das gemeinsame Familien-Haus langfristig wohnlich wird und alle Familienmitglieder sich dort wohlfühlen können, musst du eine Entscheidung treffen. Dieses Commitment ist die Basis.

  • Statt ein Zelt aufzuschlagen, ein Haus bauen.
  • Dich ins Grundbuch eintragen.
  • Das Fundament gießen.
  • Das Haus kaufen, statt zu mieten (im übertragenen Sinne).
  • Innerlich „Ja, ich will“ sagen – auch wenn ihr vielleicht nicht heiraten wollt oder werdet. 

Das englische Wort „Commitment“ heißt wortwörtlich „Bindung“, „Hingabe“ oder „Verpflichtung“.

Doch Commitment bedeutet viel mehr als das.

Es ist dein Warum, dein Ja zum Patchwork mit all seinen Facetten.

Diese „freiwillige Selbstverpflichtung“ spart dir Energie. Du musst dann nicht mehr überlegen, OB Patchwork funktioniert, sondern kannst deine Kraft darein investieren, WIE es klappen kann.

Es geht darum, dich resilient zu machen, damit Patchwork keine Belastung für dich darstellt. Commitment wird auf Deutsch auch mit „Engagement“ übersetzt. Engagement auf Englisch wiederum heißt „Verlobung“. Verbindung braucht Verbindlichkeit. 

Diese Absichtserklärung ist gemeint. Ja, ich will das. 

Das ist ein wirklicher Schritt, mit Gewicht.

Jetzt denkst du vielleicht, aber ich habe mich doch schon entschieden. Sonst wäre ich mit dem Mann schließlich gar nicht zusammen. Es kann gut sein, dass diese Entscheidung per Gefühl getroffen wurde. Erst hast du dich verliebt, jetzt liebst du deinen Partner. Tatsächlich reicht diese rein emotionale Verbindung als langfristig tragfähiges Fundament nicht aus. Es gehört noch eine bewusste Entscheidung dazu. 

Liebe ist eine Entscheidung

Entscheidungen zu treffen, fällt uns schwer. Wir haben Angst, uns falsch zu entscheiden. Denn wer weiß, ob wir jemals wieder zurückkönnen oder dann in einer Sackgasse stecken. Wenn ich mich für etwas entscheide, entscheide ich mich gleichzeitig gegen etwas anderes. Die Konsequenzen nicht bis ins Letzte überblicken zu können, macht das Entscheiden so schwierig. 

Keine Entscheidung zu treffen hingegen, lässt uns alle Optionen offen. Wir stehen praktisch im Flur und schauen uns verschiedene Türen an, ohne jemals hindurchzugehen. So können wir uns immer darüber Gedanken machen, was wohl hinter dieser oder jener verborgen liegt. Und, oh schau, da ist ja noch eine kleine Luke, die ich bisher nicht gesehen hatte. Auch eine Möglichkeit, oder…. Allerdings stehen wir eben auch die ganze Zeit im Flur! 

Dabei ist der Zweifel nicht per se schlecht, ganz im Gegenteil. Wie alle Gefühle hat auch der Zweifel eine wichtige Funktion. Er möchte dir etwas zeigen. Wenn du ihn wegschiebst und nicht zuhörst, klopft er immer wieder und immer lauter an deine Tür.

Das Wort Zweifel kommt vom germanischen twîfla: twi=zwei und fla=Falte. Es bedeutet also, „doppelt, gespalten, zweifach, zwiefältig“. Eine Falte trennt Dinge in zwei Hälften, durch eine Ent-scheidung wird diese Trennung aufgehoben, der Zweifel aufgelöst. Die Entscheidung führt aus dem Zweifel heraus. 

Der Zweifel ist ein guter Freund

Aber wie kommst du dahin, dass du aus ganzem Herzen eine Entscheidung treffen kannst?

Da habe ich eine gute Nachricht für dich: Du bist schon mitten im Prozess!

Der erste Schritt ist nämlich, den Zweifel wahrzunehmen und zu akzeptieren. Wenn du merkst, dass du immer wieder hin und her überlegst, zwei Schritte vor und einen wieder zurückgehst, zeigt das einfach nur, dass du momentan unsicher bist. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist für uns Menschen aber ganz wesentlich, damit wir uns wohl fühlen. Deshalb schauen wir jetzt, was du brauchst, damit du dich sicher fühlst. 

Um zu entscheiden, ob du dem Zweifel folgst oder nicht, ist es wichtig herauszufinden, ob der Zweifel aus dem Kopf oder aus dem Bauch kommt. Liegt ihm ein Gedanke zugrunde oder ein Gefühl? Kommt der Zweifel aus einer Angst heraus oder kommt er von Herzen?

Unser Körper hat dafür oft bessere Antennen als unser Kopf. Deshalb kann es für dich hilfreich sein, zusätzlich zu allen Pro- und Contra-Listen, die dein Gehirn dir liefern kann, auch auf deine Intuition zu hören. 

Ich habe dafür eine Übung vorbereitet, eine Meditation. Es geht darum, dass du dir Zeit für dich alleine nimmst und darin übst, diesem Gefühl zu begegnen, um den Zweifel zu akzeptieren.

Entscheidungs-Meditation: Trink einen Tee mit deinem Zweifel

Hier findest du sie auf Youtube:  “Trink einen Tee mit deinem Zweifel”

Entscheidung auf Zeit

Ich denke, es sollte klar sein, aber ich sage es nochmal ganz deutlich: Du kannst Dich auch gegen Patchwork entscheiden.

Du hast die Freiheit zu gehen. Ja und Nein stehen auch hier als gleichberechtigte Optionen nebeneinander. Gerade weil Du schon über die erste rosarote Verliebtheitsphase hinaus bist, kannst Du diese Entscheidung souverän treffen.

Du bist nicht mehr in der „Schuldverantwortung“, in der Du aus Liebe ja gesagt hast und deshalb alles erträgst. Es gilt eben nicht der Grundsatz „Wer A sagt, muss auch B sagen“ oder „Ich hab mich darauf eingelassen und jetzt muss ich da durch.“ Vielmehr hast Du jetzt das Wissen über B, und kannst deshalb zu A aus vollem Herzen Ja sagen.

Puh, so eine Entscheidung fühlt sich gewaltig an. Das ist sie auch.

Im Patchwork werden die Dinge viel schneller „ernst“ als in Beziehungen ohne Kinder. Die Entscheidung „Soll ich gehen oder bleiben“ sollte nie in einer aktuellen Konfliktsituation getroffen werden. Wenn die Emotionen gerade hochkochen, eine Verletzung frisch ist oder noch kein Gespräch über die konfliktauslösende Situation stattgefunden hat, ist das keine gute Basis für eine Entscheidung mit so weitreichenden Konsequenzen.  

Der gute alte Ratschlag „Schlaf mal eine Nacht drüber!“ ist in diesem Fall sehr hilfreich.

Wenn du wütend bist, rauschen nämlich jede Menge Hormone durch deinen Körper, vor allem Adrenalin und Cortisol. Diese Stresshormone brauchen einige Zeit der Ruhe, um abgebaut zu werden. Erst danach kannst du wieder klar denken und dir überlegen, was du wirklich willst. Für manche Situationen ist eine längere Frist noch besser.  

Ausstiegspunkte definieren

Als mein Bonuskind aus gesundheitlichen Gründen zu uns gezogen ist, sind wir alle durch eine schwierige Phase gegangen. Die Frage, ob das jetzt wirklich die beste Lösung ist, kam immer wieder auf. Alles komplett zu hinterfragen und bei jedem Konflikt von vorne anzufangen, kostet unglaublich viel Energie. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir dieses Umgangsmodell bis zum Schulhalbjahr durchziehen und dann weitersehen. Als dieser Ausstiegspunkt vorbei war, haben wir einen neuen definiert (Sommerferien) und uns so durch diese Zeit gehangelt. 

Die Perspektive, dass auch eine weitreichende Entscheidung nicht für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt ist, gibt dir den notwendigen Freiraum, den du brauchst, um sie im Hier und Jetzt dennoch zu treffen.

Das Commitment wird dadurch nicht weniger tief.

Diese grundlegende Entscheidung ist die Basis für dein Patchworkfamilienleben. 

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Das hat geklappt!

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